Neues Buch: 2 Jahre später + 2 Kapitel

Mein neuer Roman ist da! Zunächst nur als eBook, aber ich arbeite am Print. Worum es geht? DRAMA!!! Okay, ein paar Lacher sind dabei. Und ein wenig Zucker selbstverständlich auch. 🙂 Hier ist der Klappentext:

Vor zwei Jahren wurden Kai und Arthur auseinandergerissen. Beide glauben, der jeweils andere sei schuld. Zwei Jahre der Verbitterung folgen. Zwei Jahre, erfüllt von Schmerzen, Veränderungen und frischen Wunden.
Nun sind sie erneut am selben Ort: einem Internat voller düsterer Intrigen und tödlicher Geheimnisse. Einem Ort, der droht, beide zu verschlingen. Es sei denn … sie finden wieder zusammen.

Ja, mein neuestes Paar hat es nicht leicht. 🙁 Wenn ihr mitleiden wollt: Das eBook gibt es auf Amazon. Falls ihr erstmal reinlesen wollt: Hier sind die ersten beiden Kapitel.
1.  Kai, 15

Kai öffnete die Tür und da stand er.
Der Gentleman.
Gepflegt, in einem perfekt geschnittenen Hemd, auf das die Sonne fein gesprenkelte Flecken warf. Seine rostbraunen Haare waren akkurat frisiert und der Seitenscheitel zog eine unverrückbare Grenzlinie durch den glänzenden Schopf.
Sofort wollte Kai sich in die eigenen Haare greifen, um sie zu ordnen. Als ob das möglich gewesen wäre. Einmal hatte er versucht, die ausgebleichten Strähnen in etwas zu verwandeln, das nicht wie ein elektrisierter Staubwedel aussah. Stundenlang hatte er sie gebürstet. Hatte nichts gebracht.
Die Augen des Gentlemans weiteten sich, als er Kai erkannte. Er erkannte ihn? Irgendwie machte das Kai ein wenig stolz. Sein Herz legte einen Trommelwirbel hin, während sich alles andere zu verlangsamen schien. Die Vögel zwitscherten gedehnter, der Wind in den Pappeln rauschte dröhnend träge und das Lächeln, das sich auf dem Gesicht des Gentlemans ausbreitete, erschien im Zeitlupentempo. Erst tauchten blitzende, gerade Zähne auf, dann tiefe Grübchen, und dann verengten sich seine Augen zu leuchtenden Schlitzen.
Er sah so schmerzhaft vollkommen aus. Wie alt mochte er sein? Kaum älter als Kai. Kaum älter als fünfzehn.
Er wurde sich bewusst, dass er den Kerl anstarrte. Aber ihm fiel nichts ein, was er sagen konnte. Sein Kopf, in dem sonst hundert Rädchen gleichzeitig ratterten, war wie leergefegt.
Zum Glück sagte der Gentleman etwas. Etwas Magisches.
»Hallo.«
Kais Knie verwandelten sich in Gelee.
2.  Arthur, 15

»Fahr schon mal vor«, hatte seine Mutter gesagt. »Wir kommen nach, sobald wir können.«
Irgendeine wichtige Besprechung mit dem Label. Arthur kannte das schon. Trotzdem konnte er nichts gegen die Leere in seinem Bauch tun. Hunger war das nicht. Das war etwas anderes. Seit er klein war, war er seinen Eltern hinterhergerannt. Erst auf rundlichen Stummelbeinchen, dann auf immer längeren. Aber sie waren nie lang genug geworden, um die beiden einzuholen. Immerzu sah er nur ihre Rücken.
Er kannte es nicht anders. Besprechungen, Termine, wichtige Meetings. Arbeit rund um die Uhr. Selbst in den Sommerferien. Selbst jetzt.
Drei Tage lang hatte er sie für sich gehabt. Klar hatten sie jede Mahlzeit durchtelefoniert, aber zwischendurch, für eine oder zwei Stunden, waren sie eine Familie gewesen.
Sie hatten ihn aus der Sprachschule, die er als Zweitbester abgeschlossen hatte, abgeholt und noch ein paar Tage in Paris verbracht. Dann wollten sie in das Ferienhaus weiterziehen, das sie im letzten Jahr gekauft hatten. Das im Schwarzwald, umringt von Bäumen und gewärmt von der süddeutschen Sonne. Heimaturlaub lag voll im Trend, behauptete seine Mutter. Urlaub zuhause waren die neuen Malediven, das sagten auch all ihre Freunde.
Aber so toll hatten sie es im letzten Sommer wohl doch nicht gefunden. Als Arthur abreisebereit die Stufen ihrer Suite herunterkam, hatten sie ihm eröffnet, dass sie sich noch um etwas kümmern mussten. Eine Besprechung halt. Wie immer.
Er war alleine geflogen, hatte alleine ein Taxi genommen, alleine einen horrenden Betrag dafür gezahlt und war schließlich vor ihrer Ferienvilla gelandet. Villa Blau hieß sie.
Der Kies knirschte unter seinen italienischen Lederschuhen, als er ausstieg. Die Nachmittagssonne wärmte seine Kopfhaut und die Ruhe hier überraschte ihn. Nach drei Tagen Paris war es beinahe unheimlich. Der Wald hinter dem Gebäude war so dicht, dass sich alle Details in Schwärze verloren.
Als das Taxi hinter ihm startete und Steinchen verspritzend abfuhr, beschloss Arthur, das Beste daraus zu machen. Das Beste daraus, dass er ganz allein hier festsaß. Vielleicht gab es andere Leute in seinem Alter. Im angrenzenden Dorf oder der nahen Kleinstadt. Vielleicht fand er in der Bibliothek ein Buch auf Französisch oder gar Tschechisch und niemand würde ihn davon abhalten, etwas derart Nutzloses zu lesen.
Vielleicht würde er den Luchs wiedersehen.
Letztes Jahr, als sie das erste Mal hier Urlaub gemacht und seine Eltern beide während des Frühstücks am Telefon gehangen hatten, hatte er ein leises Geräusch vernommen. Aus den Bäumen, die die Villa umgaben.
Der Mischwald begann direkt hinter dem hohen Holzzaun, der die Terrasse einrahmte. In einer der dichten Kronen hatte sich etwas bewegt. Fast unmerklich, aber da war eindeutig ein Geräusch gewesen.
Zwei helle Augen. In einer Eiche, umgeben von dunklem Blattwerk. Arthur war zu Stein erstarrt. Die Kaffeetasse halb zum Mund gehoben, hatte er da gesessen und den Luchs angeglotzt.
Der Luchs war natürlich kein echter Luchs, sondern ein Junge in seinem Alter. Vierzehn war Arthur damals gewesen. Ungeschickt, unsicher, auf verzweifelte Art freundlich und mit Babyspeck an Wangen und Bauch. Der Junge, der da oben auf dem Ast hockte, geduckt wie eine sprungbereite Katze, hatte keinen Babyspeck. Er war schlank, nein, mager. Ungepflegt wie ein wildes Tier, mit einem ausgebleichten Pullover und einer Löwenmähne, die nach allen Seiten abstand.
Arthur hatte ihn nur angaffen können. Er hatte noch auf den Ast gestarrt, als der Luchs längst zusammengezuckt und im Blattwerk verschwunden war. Arthur hatte ein Rascheln auf der anderen Seite des Stamms gehört, als er weggelaufen war. Über den Blätterteppich, durch den düsteren Wald. Den Wald, vor dem Arthur sich fürchtete.
Aber der Luchs hatte sich nicht gefürchtet. Der war Arthur wie eine Wildkatze erschienen, ungezähmt und … frei. Etwas an ihm ließ ein wildes Sehnen in Arthur entstehen. Ein hartes Ziehen, einen Wunsch nach … Er wusste es nicht.
Aber als er sich umgesehen hatte, auf seine Eltern geschaut hatte, die immer noch telefonierten, die gepflegte Terrasse, den Zaun, der sie umgab … Da war er sich vorgekommen wie ein fetter Welpe, der sein Leben in einer Wohnung verbracht hatte. Ein Schoßhündchen. Irgendwie war er das auch.
In den nächsten Tagen hatte er versucht, seine Furcht zu überwinden und den Wald zu erforschen, stets in der Hoffnung, den Luchs wiederzusehen. Hatte er nicht. Und immer, wenn die Villa außer Sichtweite geraten war, hatte es ihn in der düsteren Stille des Waldes gegruselt. Also hatte er jedes Mal kehrtgemacht und war zurück in die Zivilisation geflüchtet.
Aber nun war er fünfzehn. Fast erwachsen. Arthur straffte sich und sah an der verschnörkelten Fassade der staubrosafarbenen Villa empor. Riesige Hängepflanzen ergossen sich aus jedem der orientalisch anmutenden Fenster. Die waren einer der Gründe gewesen, aus denen seine Mutter das Gemäuer gekauft hatte. Sie ließen die Villa exotisch wirken, mehr als die anderen Gebäude in der Gegend. Auch der Pool im Innenhof, der mit türkisblauem Mosaik gekachelt war, trug zu diesem Eindruck bei.
Arthur holte tief Luft. Diesmal würde er sich nicht vor dem Wald fürchten. Und vielleicht würde er den Luchs-Jungen wiedersehen, wenn er sich weit genug hineinwagte.
Mit hoch erhobenem Kopf ging er auf die Eingangstür zu. Herr Petersen war da und würde ihn empfangen, hatte seine Mutter gesagt. Der Gärtner. Wenn Arthur sich so umsah, schien der den Kampf gegen das wuchernde Gestrüpp zu verlieren. Aber Herr Petersen war im letzten Jahr schon krumm und recht schwächlich gewesen, also …
Es war nicht Herr Petersen, der die Tür öffnete. Es war der Luchs.
Arthur erkannte ihn sofort. Er war größer und noch magerer geworden, aber seine Augen waren so hell wie eh und je. Und seine Haare noch chaotischer. Und der Luchs erkannte ihn. So, wie dessen Augenbrauen nach oben wanderten, wie sein schmaler Mund sich öffnete … Er erinnerte sich an Arthur! Das machte ihn seltsam stolz. Er hielt sich nicht für sehr erinnernswert. Bevor er es verhindern konnte, breitete sich ein dämliches Lächeln auf seinem Gesicht aus.
»Hallo«, sagte er.
Der Luchs schwieg einen Moment lang. Er wirkte wieder wie eine Wildkatze, bereit zur Flucht. Als könnte er jederzeit die uralte Tür zuschlagen. Oder in einem Sprung über Arthur hinwegsetzen und in den Wald türmen. Aber er blieb.
»Hallo«, entgegnete er schließlich. Seine Stimme war rau, als wäre er erkältet.
»Ich …« Arthur wusste nicht genau, was er sagen sollte. »Ich bin Arthur von Hasslach. Ich bin schon von Paris aus vorgefahren. Meine Eltern kommen nach.«
Was laberst du da für einen Blödsinn?, dachte er. Du klingst wie ein Kleinkind. Du bist ein Mann, reiß dich zusammen!
»Du bist den ganzen Weg allein gefahren?«, fragte der Luchs und legte den Kopf schief. Er schien tatsächlich beeindruckt davon, dass Arthur seinen rundlichen Hintern erst in einen Flugzeugsitz und dann in ein Taxi verpflanzt hatte.
»Keine große Sache.« Arthur versuchte, mit jeder Faser seines Seins cool zu wirken. »Ich bin auch schon von Kuba nach Berlin geflogen.«
Jetzt klingst du wie ein Angeber, du Idiot.
Der Luchs nickte bedächtig.
»Wir dachten, ihr kommt später«, sagte er. »Ich sollte gar nicht hier sein. Mein Vater kümmert sich noch um den Innenhof.«
»Dein Vater?« Erst Sekunden später brachte Arthur es zusammen. »Herr Petersen ist dein Vater?«
Der Luchs nickte wieder. Gesprächig schien er nicht zu sein. Aber er trat zur Seite und ließ Arthur passieren. Er bot sogar an, ihm mit dem Gepäck zu helfen, aber Arthur lehnte ab. Natürlich lehnte er ab. Wie würde er denn aussehen, wenn er zu schwach war, zwei Koffer die Treppe hochzuschleppen? Er gab sich Mühe, sein Keuchen zu unterdrücken, als er es bis in den Flur geschafft hatte. Dort ließ er sie zu Boden fallen und folgte dem Luchs in den nach Chlor duftenden Innenhof. Je länger er hinter dessen schmalen Rücken herging, desto mehr durchwühlte er sein Gehirn nach etwas, das er sagen konnte.
»Wie heißt du?«, brachte er schließlich heraus. Betont cool hakte er die Daumen in die Schlaufen seiner Jeans.
»Kai.« Der Luchs sah ihn an.
»A-Ach so.« Mist, hatte er das kleine Stottern bemerkt? Arthur wusste nicht, was mit ihm los war. Sein Herzschlag hämmerte in seinem Hals und er spürte den anderen Jungen, als würde er Elektrizität verströmen, durch die Luft oder so. Er schluckte.
»Hilfst du deinem Vater im Garten?«, fragte er. Der Luchs, nein, Kai, nickte.
»Ich soll nicht hier sein«, sagte er und blickte Arthur an. »Kannst du deinen Eltern nichts verraten?«
»Klar.« Arthur zuckte lässig mit den Achseln. »Aber warum? Du hilfst doch.«
»Ich bin …« Der Blonde schien zu überlegen, wie er das ausdrücken sollte. »Ich habe deine Mutter mal getroffen. Angeblich war ich nicht nett.«
»Wer sagt das?«
»Mein Vater. Und deine Mutter. Ich hab irgendwas gesagt …« Kai kratzte sich den Hals. »Ich war unhöflich. Das bin ich manchmal, auch wenn ich das nicht will.«
»Aha.«
Was sollte er darauf antworten? Egal, denn sie betraten den Innenhof. Der wurde fast gänzlich von einem römisch anmutenden Schwimmbecken mit Mosaikmuster eingenommen. Sonnenstrahlen brachten das Wasser zum Glitzern. Der Hof war zu drei Seiten eingerahmt von Wänden voll verschnörkelter Fenster und Balkone, die vor Hängepflanzen überquollen. Die vierte Seite ging auf die Terrasse hinaus, auf der Arthur damals mit seinen Eltern gefrühstückt hatte. Dort war ein gebeugter Mann damit beschäftigt, die Fugen der Bodenfliesen von Moos zu befreien. Er sah auf, als sie näherkamen. Dann sprang er förmlich in die Höhe.
»Arthur.« Er lächelte, ein wenig verzweifelt. »Ich bin fast fertig mit dem Boden. Ich schätze, morgen könnt ihr sicher hier frühstücken. Es tut mir leid, dass es etwas länger gedauert hat …«
»Lassen Sie sich ruhig Zeit«, sagte Arthur. Er sah den grauhaarigen Mann an, den er für älter gehalten hatte, als er sein konnte. Schließlich war er Kais Vater. Sie sahen sich nicht sehr ähnlich. »Ich … Machen Sie bitte genug Pausen. Meine Eltern kommen erst in ein paar Tagen nach und mir ist es egal, wie es aussieht.«
Herr Petersen nickte, scheinbar erleichtert. Er wirkte ständig, als hätte er Schmerzen. Hatte er vielleicht auch, krumm, wie er war. Kai ging zu ihm, mit der natürlichen Eleganz einer Wildkatze, aber Petersen schüttelte den Kopf.
»Ich schaff das schon alleine, Junge. Mach du doch was mit Arthur. Er ist ja ganz allein hier.«
Die Worte waren nicht so gemeint gewesen, aber sie schmerzten. Arthur war allein. Egal, denn nun wandte Kai sich zu ihm um und sein Herzschlag nahm wieder an Fahrt auf. Was sollte er sagen? Kai schwieg, also musste er etwas sagen, nur was? Es musste etwas Cooles sein, etwas total Lässiges, und …
»Zeigst du mir das Haus?«, fragte Kai.
»Hast du es denn noch nicht gesehen?« Arthur runzelte die Stirn.
»Nur den ersten Stock. Paps meint, ich soll mich davon fernhalten.«
»Du machst zu viel kaputt, Junge.« Petersen schüttelte den Kopf. »Du bist einfach zu wild.«
Ein Hauch Röte erschien auf Kais Wangen. Arthur lächelte. Nein, er durfte nicht lächeln. Er musste cool bleiben.
»Ich bin auch zu wild«, log er. »Komm mit, ich zeig dir alles.«
Ein Mini-Lächeln erschien in Kais Gesicht.
»Super.« Es wurde zu einem kleinen Grinsen, das so rasch verschwand, wie es aufgetaucht war.
»Super«, wiederholte Kai, steckte die Hände in die Hosentaschen und räusperte sich.

Arthur verbrachte die nächste Stunde zwischen Panik und überschäumender Freude. Er schaffte es, keine Miene zu verziehen, als sie durch die Bibliothek gingen. Gigantische Holzregale voll dicker Wälzer schraubten sich in die Höhe und verschlugen ihm fast den Atem. Aber er zwang sich, nur: »Bibliothek. Bücher halt« zu sagen und mit den Achseln zu zucken.
Bücher waren schließlich nicht cool. Und Kai schien derselben Ansicht zu sein. Der murmelte irgendetwas Desinteressiertes. Überhaupt sagte er wenig. Aber er wich nicht von Arthurs Seite. Er präsentierte ihm all die sonnigen Zimmer, die Eingangshalle und sein Schlafzimmer mit dem frisch bezogenen Bett. Die Haushälterin war schon dagewesen.
Er machte sich fast in die Hose, als er durch eines der Fenster aufs Dach stieg, nur, um Kai zu beweisen, wie wild er war.
»Nette Aussicht, was?«, sagte er.
Er fürchtete sich entsetzlich, aber er wollte sich vor Kai keine Blöße geben. Der kletterte wie ein Äffchen höher und stellte sich breitbeinig auf den Dachgiebel, ohne sich irgendwo festzuhalten. Arthur kriegte kaum noch Luft, als ein Wind aufkam und Kais helle Haare in sein Gesicht wehte. Der Wind roch nach Holzkohle und frisch geschnittenem Gras. Er spürte die Sonne im Nacken.
»Ich kann mein Haus von hier aus sehen«, rief Kai und grinste wieder. Seine Luchsaugen glänzten. »Guck mal, da hinten.«
Mit angehaltenem Atem krabbelte Arthur die vollkommen verrostete Leiter zum Giebel hoch. Nicht nach unten sehen, nicht nach unten sehen. Er schwang ein zu pummeliges Bein über die Ziegel, so dass er rittlings oben saß. Mehr ging nicht, wirklich nicht. Wenn er sich wie Kai hinstellte, würde er abstürzen, soviel war klar. Weit unter sich sah er den Rasen, viel zu winzig.
»Welches ist es?«, rief er gegen den Wind und hoffte, dass er nicht so bleich aussah, wie er sich fühlte.
»Das da, hinter dem roten Fachwerkhaus!« Kais magerer Finger zeigte in die Richtung. Arthur kniff die Augen zusammen.
»Wo denn? Ich sehe nur diese Bruchbude mit dem löchrigen Dach …« Mist. Mist! Kais helle Augen schauten ihn an. Blinzelten. Arthur kippte fast um, so hastig richtete er sich auf. »Äh, ich … Ich meine … Das sieht … Das ist nicht …«
Mistmistmist, jetzt war er ein Arschloch und uncool und …
Kai lachte.
»Schon gut«. Er schüttelte den Kopf »Ich weiß selbst, was für ein Schuppen das ist. Aber meistens regnet es nicht rein und wir haben auch keine Ratten. Ist denen wohl zu zugig.«
»Äh, ich …« Arthurs Gehirn ließ ihn im Stich. »Echt?«
»Ja.« Kai nickte ernsthaft. »Die letzten haben uns beim Auszug einen Beschwerdebrief geschrieben, weil wir zu sehr stinken. Eingebildete Viecher.«
Ein Kichern drang aus Arthurs Kehle, voll unmännlich.
»So schlimm riechst du gar nicht«, murmelte er. Er spürte das kleine Lächeln, das seine Mundwinkel kräuselte. »Aber vielleicht steht der Wind auch günstig.«
Kai schnaubte. »Als ob du das merken würdest, du Snob. Du müffelst doch zehn Meilen gegen den Wind nach Parfüm.«
Arthur wollte schon an seinem Kragen schnuppern, als er das Glitzern in Kais Augen erkannte.
»Was verstehst du denn von Parfüm?« Er hob eine Augenbraue. »Hast du überhaupt schon mal ein Bad von innen gesehen?«
»Klar, in einem IKEA-Katalog. Mit denen decke ich mich nachts zu, wenn es zu sehr regnet.«
Arthur lachte, als wäre es das Witzigste, was je jemand gesagt hatte. Aber irgendwie kam es ihm so vor. Er entspannte sich immer mehr.
Während sie vom Dach kletterten, erfanden sie munter Geschichten von Kais angeblicher Armut und Arthurs Dekadenz. Als Arthur behauptete, er würde sich mit Blattgold den Arsch abwischen und mit Diamantstaub nachpudern, wäre Kai vor Lachen fast vom Dach gefallen.
Irgendwie schafften sie es, heil zurück in den Innenhof zu kommen. Herr Petersen packte gerade sein Werkzeug zusammen. Kai schoss praktisch auf ihn zu, um ihm die Arbeit abzunehmen. Der alte Mann (der nicht so alt war, wie er wirkte) war grau im Gesicht.
»Ich trag das zum Auto«, sagte Kai und Arthur erinnerte sich an die Rostlaube, die er in der Einfahrt gesehen hatte.
»Ich helfe dir.«
Irgendwie wollte er nicht, dass Kai und sein Vater schon gingen. Vor allem Kai … Aber Arthur konnte ihn schlecht fragen, ob er blieb, oder? Auch wenn der Gedanke, ganz allein in dem riesigen Gebäude zu übernachten, umgeben von düsterem Wald, ihm eine Gänsehaut verursachte. Also schleppte er einen Rechen zu dem grünen Transporter.
»Arthur«, sagte der Alte. »Kommst du hier zurecht?« Sein wettergegerbtes Gesicht drückte eindeutige Zweifel aus. »Du weißt schon, so ganz alleine?«
Arthur warf Kai einen Seitenblick zu und richtete sich zu seiner vollen Größe auf.
»Na klar«, sagte er lässig. »Der Kühlschrank ist ja voll und das Bett gemacht. Ich hab doch keine Angst im Dunkeln oder so.«
Er hatte panische Angst im Dunkeln, immer noch.
»Wenn du meinst …« Der Alte zögerte. »So olle Gebäude können nachts komische Geräusche machen. Das ist ganz normal, hörst du? Du musst dich da nicht fürchten.«
»Ich?« Arthur versuchte, die Gänsehaut aus seinem Nacken zu vertreiben. »Ich fürchte mich doch nicht, ich … Das ist total … spannend.«
»Das stimmt.« Kai nickte. »Ich würde gern mal in so einem alten Gruselkasten pennen.«
Hoffnung stach in Arthurs Herz.
»D-dann bleib doch hier.« Mist, wieder gestottert. »Du kannst hier schlafen, wenn du willst. Äh, wenn du dich traust.«
»Klar trau ich mich.« Kai sah ihn spöttisch an. »Ich hab keine Angst vor den paar Untoten im Garten.«
»Den Unto…« Arthur schnaubte. »Witzig. Ich wette, du kommst nachts rübergeschlichen, wenn du Schiss kriegst. Ich wette, du … du heulst vor Angst, sobald das Licht ausgeht.«
»Und du, puller dich nicht ein, Fettsack, weil …« Kai wurde von seinem Vater unterbrochen, der ihm einen strengen Blick zuwarf. »Wieder zu unhöflich?«, fragte er und schien wirklich erstaunt.
»Ja.« Herr Petersen seufzte. »Aber irgendwann kriegst du es schon noch hin.«
»Mir macht das nichts aus«, behauptete Arthur und es stimmte fast. Bemerkungen über sein Gewicht taten ihm immer weh, aber … na ja, er hatte Kai ja auch geärgert.
»Gut, dann lass dich nicht von dem Kleinen nerven«, sagte der Alte und öffnete die Tür des Wagens. »Er meint es nicht so. Findet nur manchmal das richtige Maß nicht.«
Kai sah zu Boden, als sein Vater ihn »Kleiner« nannte. Fast schien es, als würden seine Ohren ein wenig rot. Aber sein Gesicht war ausdruckslos.
»Mach’s gut, Kleiner. Ich bring dir morgen frische Unterwäsche mit. Und du kannst mir beim Rasenmähen helfen.«
Kai brummte etwas Unverständliches.
Der Transporter fuhr ab, der Kies knirschte, der Motorenlärm verklang und sie waren allein. Arthur biss sich auf die Lippen, um ein nervöses Seufzen zu unterdrücken. Er kapierte nicht ganz, was mit ihm los war. Kai stand direkt neben ihm, so dicht, dass er seine Wärme zu spüren glaubte. So dicht, dass sein Geruch nach Seife und Motoröl in Arthurs Nasenlöcher drang.
»Was jetzt?«, fragte Kai. Als ob Arthur das gewusst hätte. Ihm musste etwas total Cooles einfallen, sofort, etwas, das ihn wie einen Rebellen wirken ließ, der …
Oh, richtig.
»Schauen wir mal, was die Bar hergibt?«, fragte er und freute sich, dass Kai überrascht wirkte.
Ich bin ein Genie, dachte er.

Camp Nano – LIVE! Magische Deppen 13

Camp Nano ist gewonnen! 🙂 Nur einen Tag vor Schluss. Ich glaube, so knapp war es noch nie. Aber ich bin zufrieden. Vor allem damit, dass die beiden Jungs sich endlich näher kommen. Ich mag Geschichten über so Trottel-Figuren (und das meine ich liebevoll, echt). In einer anderen Geschichte wären Norman und Heimfried nur Nebencharaktere und vermutlich nicht mal wichtige. Aber ich finde, damit würde man ihnen unrecht tun. Klar mag ich auch große Geschichten über mächtige Helden und Heldinnen. Aber den beiden dabei zuzusehen, wie sie Stück für Stück über sich hinauswachsen (obwohl Norman nie ein Genie sein wird und Heimfried nie ein draufgängerischer Teufelskerl) macht mir viel mehr Spaß als ein gigantisches Epos zu verfassen.

Jetzt mache ich ein paar Tage Pause wegen Burn Out-Gefahr (Ja, es war wieder soweit. Aber früh erkannt ist schnell gebannt oder so). Und Ende nächster Woche erscheint das neue Buch. 🙂 Ich peile den 5. oder 6. Mai an. Mal schauen, ob Amazon mitspielt.

Wordcount heute: 3.399 Wörter
Wordcount »Magische Deppen« (Arbeitstitel) insgesamt: 35.119 Wörter
Wordcount Camp Nano insgesamt: 35.119 Wörter + 15.584 Wörter = 47.304 Wörter

+++ Kapitel gelöscht wegen Amazon-Veröffentlichung. Sorry! +++

Camp Nano – LIVE! Magische Deppen 12

HaHAAAA, endlich Romantik!!! Auf die Szene habe ich die letzten 20.000 Wörter über hingearbeitet. Tut gut, endlich die Früchte meiner langen Vorbereitung zu ernten. Und ich bin äußerst motiviert, morgen weiterzuschreiben. Nur noch zwei Tage, aber auch nur noch knapp 3000 Wörter. Das schaffe ich normalerweise an einem Tag. 🙂

Wordcount heute: 1.579 Wörter
Wordcount »Magische Deppen« (Arbeitstitel) insgesamt: 31.720 Wörter
Wordcount Camp Nano insgesamt: 31.720 Wörter + 15.584 Wörter = 47.304 Wörter

+++ Kapitel gelöscht wegen Amazon-Veröffentlichung. Sorry! +++

Camp Nano – LIVE! Magische Deppen 11

Ich habe aufgeholt. 🙂 Und das, obwohl ich ziemlich gerädert bin. Ich schlafe wieder schlecht und das ist ein deutliches Zeichen, dass ich eine Pause brauche. Noch die letzten paar tausend Wörter und dann nehme ich mir ein paar Tage frei. So gerne ich auch schreibe, die Gesundheit geht vor. Immer.

Wordcount heute: 3.372 Wörter
Wordcount »Magische Deppen« (Arbeitstitel) insgesamt: 30.141 Wörter
Wordcount Camp Nano insgesamt: 30.141 Wörter + 15.584 Wörter = 45.725 Wörter

+++ Kapitel gelöscht wegen Amazon-Veröffentlichung. Sorry! +++

Camp Nano – LIVE! Magische Deppen 10

Das wird knapp. Am Samstag ist Camp Nano vorbei und ich bin 1000 Wörter im Rückstand. Aber es ist machbar. Bestimmt. 🙂

HEUTE ging der Vormittag fürs Cover zeichnen drauf. „Damals“ ist fast fertig. Und den richtigen Titel habe ich auch schon. Aber der wird nicht verraten. 🙂 Ach ja: Einen Klappentext habe ich ebenfalls. Anfang Mai gibt’s ein neues Buch!

Wordcount heute: 1.020 Wörter
Wordcount »Magische Deppen« (Arbeitstitel) insgesamt: 26.700 Wörter
Wordcount Camp Nano insgesamt: 26.700 Wörter + 15.584 Wörter = 42.284 Wörter

+++ Kapitel gelöscht wegen Amazon-Veröffentlichung. Sorry! +++

Camp Nano – LIVE! … Also …

Langsam wird es peinlich. Heute habe ich immerhin geschrieben (knapp über 2000 Wörter), aber anscheinend habe ich sie nicht in der Cloud gespeichert und nun sitze ich zuhause und kann sie nicht überarbeiten. Mist. Dann gibt es morgen ein extralanges Kapitel.

Die Überarbeitung von „Damals“ (Arbeitstitel) war auch nicht so abgeschlossen wie ich dachte. Mein Programm hat einfach die Kommentare gelöscht. Damit war der Vormittag leider weg. Dafür steht einer Mai-Veröffentlichung fast nichts mehr im Wege. 🙂

Ich dachte echt, ich würde in diesem Monat mehr schreiben. Aber es fallen doch viele andere Dinge an. Bisher habe ich 1,5 Cover gezeichnet, eine Kurzgeschichte veröffentlicht, die und 1,5 Bücher überarbeitet, ein Gewinnspiel veranstaltet und noch viel mehr.

Wordcount heute: 0 Wörter (also eigentlich 2018 oder so, nur … na ja)
Wordcount »Magische Deppen« (Arbeitstitel) insgesamt: 23.073 Wörter
Wordcount Camp Nano insgesamt: 23.073 Wörter + 15.584 Wörter = 38.659 Wörter

Camp Nano – LIVE! … Äh …

Leider war ich heute anderweitig beschäftigt. Eine Manuskriptüberarbeitung („Damals“), ein Gewinnspiel und ein paar andere Details haben mich komplett vom Schreiben abgehalten. Aber die waren leider wichtiger, deshalb gibt es heute kein neues Kapitel. Und mein Wordcount ist wieder im Minus. Naja, ist halt so. Mal sehen, ob ich das morgen aufhole.

Wordcount heute: 0 Wörter
Wordcount »Magische Deppen« (Arbeitstitel) insgesamt: 23.073 Wörter
Wordcount Camp Nano insgesamt: 23.073 Wörter + 15.584 Wörter = 38.659 Wörter

Camp Nano – LIVE! Magische Deppen 9

Und nun … wird’s immer noch nicht so richtig romantisch. Na ja. Egal. Hauptsache, die beiden werden erstmal Freunde.  Dank dem Fantasy Name Generator heißt einer von Normans Mitstudenten jetzt „Ove“. Immer sehr praktisch, falls einem spontan keine skandinavischen Namen einfallen.
Ich veranstalte zurzeit ein Gewinnspiel auf Facebook, bei dem man eine Printausgabe »Lautstark verliebt« und ein paar Notizzettelblöcke gewinnen kann. Ja, ich habe endlich Merchandise. 🙂

Und ich liebe es. Ich plane schon 1000 neue Aktionen. Am aktuellsten wäre gerade ein Kalender für 2018. Kalender soll man schon ab Mitte des Jahres anbieten, wenn man sie alle loswerden will. Habe ich jetzt schon mehrfach gelesen und vermutlich stimmt es. Schick wär’s ja. Wenn die keiner will, tapeziere ich einfach eine Wand damit.
Man nimmt übrigens am Gewinnspiel teil, wenn man seinen Lieblingscharakter aus einem meiner Bücher nennt. Ich habe es noch nicht durchgezählt, aber Matt scheint die Nase vorn zu haben. Er wäre sehr überrascht darüber, schätze ich. 🙂 Auch ziemlich beliebt: Sunny, Kor und Vincent. Aber es ist sehr durchmischt, fast jeder wurde schon genannt. Irgendwie beruhigt mich das. Die brauchen doch alle so viel Liebe. 🙂

Wordcount heute: 2.487 Wörter
Wordcount »Magische Deppen« (Arbeitstitel) insgesamt: 23.073 Wörter
Wordcount Camp Nano insgesamt: 23.073 Wörter + 15.584 Wörter = 38.659 Wörter

+++ Kapitel gelöscht wegen Amazon-Veröffentlichung. Sorry! +++

Camp Nano – LIVE! Magische Deppen 8

So langsam sprechen die Charaktere zu mir. Ich muss nur noch lostippen und sie sagen, was sie zu sagen haben. Nett. Nur was sie sagen ist manchmal fragwürdig.
Heute habe ich wegen Wäsche, Putzen, Ausschlafen und Sonnenschein draußen erst nachmittags angefangen, zu schreiben. Und ich habe nicht einmal ein schlechtes Gewissen. Erstaunlich. Sonst fühle ich mich an unproduktiven Tagen so schuldig wie eine Nonne nach einer Orgie. Na, ich schreibe am Samstag wohl noch ein wenig. Dafür muss ich dann nicht putzen. 🙂

Wordcount heute: 2.209 Wörter
Wordcount »Magische Deppen« (Arbeitstitel) insgesamt: 20.586 Wörter
Wordcount Camp Nano insgesamt: 20.586 Wörter + 15.584 Wörter = 36.170 Wörter

+++ Kapitel gelöscht wegen Amazon-Veröffentlichung. Sorry! +++

Camp Nano – LIVE! Magische Deppen 7

Das Schreiben fällt mir gerade leicht. Norman ist einfach zu verstehen und wunderbar entschlossen. Zögerliche, ängstliche Charaktere sind meist schwieriger. Es hat schon einen Grund, dass ich den Roman nicht aus Heimfrieds Sicht schreibe. Nach „Damals“ (Arbeitstitel) brauchte ich mal wieder Charaktere, die vorpreschen und Blödsinn machen, ob das eine gute Idee ist oder nicht.

Wordcount heute: 3.422 Wörter
Wordcount »Magische Deppen« (Arbeitstitel) insgesamt: 18.019 Wörter
Wordcount Camp Nano insgesamt: 18.019 Wörter + 15.584 Wörter = 33.603 Wörter

+++ Kapitel gelöscht wegen Amazon-Veröffentlichung. Sorry! +++