Endlich zurück

Schreiben ging mal wieder langsamer als geplant. Ich musste zwei Buchteile „aneinanderflicken“ und recht viel durchlesen. Und nach dem Urlaub schlicht wieder ins Schreiben reinkommen. Bin das nicht mehr gewohnt. Aber ein paar tausend Wörter sind es doch geworden. 🙂

Wordcount heute: 2.772 Wörter
Wordcount »Deathtroyer« (Arbeitstitel) insgesamt: 47.718 Wörter

Lieblingsstelle heute:
»Ach ja, die gute alte Zeit«, sagt Nathan verträumt. »Als ich noch jung und biegsam war.«
»Das war vor drei Monaten.«

Kurz und knapp

Nicht viel zu berichten, kein Wordcount, keine Lieblingsstelle. Der ganze Tag ist für Überarbeitung und Nachlesen draufgegangen. Nach der Winterpause war ich mir nicht mehr sicher, ob ich die Story richtig im Kopf habe. Und gottseidank ist das alles nicht ganz so langweilig, wie ich es in Erinnerung hatte. Zumindest steigert es sich.

Der Rest des Tages ging für das Einrichten des neuen Computers drauf. Damit kann ich endlich den alten einmotten, der mich mit seiner Langsamkeit in den Wahnsinn getrieben hat („Ein RECHTSKLICK???!! Du überforderst mich, Frau!!!“). Allerdings ist der Kaffee immer schön heiß geblieben, wenn man ihn vor die Lüftung gestellt hat. Ne, war Zeit für was Neues.

Jahresrückblick 2016!

Und mehr.

Viel mehr

Viel, viel mehr

Erster Tag zurück im Büro. Erholt, glücklich und entspannt. 🙂 Gerade habe ich die Printversion von „Aufgetaut“ an Books on Demand übermittelt, damit die Leute, die Print lieber mögen, das endlich auch lesen können.

Und nun … habe ich ein paar Minuten, um über das vergangene Jahr nachzudenken. Das vergangene Jahr als Autorin, darum geht’s auf diesem Blog schließlich. Was habe ich gelernt? Was hat gut geklappt und was ist schiefgelaufen?

Verdammt wenig ist schiefgelaufen, hehe! Okay, da gab’s ein paar Sachen, aber die fallen einfach kaum ins Gewicht, wenn alles andere so 1000x toller lief, als ich es mir erträumt hätte. Ich habe das Jahr als überarbeitete Pendlerin begonnen und als Vollzeit-Autorin beendet. Wenn das nicht super ist, was dann? Wobei ich jetzt nicht aus einem höllischen Schikane-Job geflüchtet bin. Die Arbeit war okay und die Kollegen wundervoll. Aber sich den ganzen Tag lustige Geschichten ausdenken, macht dann doch mehr Spaß.

Jut, Rückblick, von Anfang an …

Dazu muss ich weit ausholen. Ungefähr … 10 Jahre weit. Jupp. Damals hatte ich diese Idee für einen Manga, die ich unbedingt umsetzen wollte. Der Held war ein schlecht gelaunter Punkrocker, der wie so viele Mangahelden, wunderschön, hochintelligent und ein Frauenheld ist. Da mir kein Name einfiel, habe ich eine Freundin gebeten, ihm einen zu geben und sie kam ausgerechnet auf „Pierre“. Und da es mich damals total genervt hat, dass es in den Lovestories, die ich gelesen habe, auch unter Männern immer eine klassische Rollenverteilung zwischen stark („männlich“) und schwach („weiblich“) gab, brauchte ich jemanden, der diesem Pierre ebenbürtig war. Aber anders, sonst wird’s ja langweilig.

So entstand Boris, der gigantische, maulfaule und mürrische Torwart. Der konnte Pierre zwar geistig nicht das Wasser reichen, aber ihm eine reinhauen, wenn er zu frech wurde. Ähm, ja. Und da es gut ist, erstmal den ganzen Text aufzuschreiben, bevor man beginnt, zu zeichnen, habe ich das gemacht. Zwei oder drei Jahre lang.

Irgendwann wurde mir klar, dass ich hier kein Skript schreibe, sondern ein Buch. Ein Buch, das natürlich niemand je lesen wollen würde, schließlich war ich keine Autorin, aber: ein Buch. Und Schreiben hat Spaß gemacht. So sehr, dass ich dranblieb, obwohl es mich oft in den Wahnsinn getrieben hat und ich an meinen eigenen Ansprüchen fast zugrunde gegangen bin. So sehr, dass ich … es beendet habe, als erstes Buch ever. Ich konnte die Jungs einfach nicht hängenlassen. Die brauchten ein Happy End nach dem ganzen Drama und zwar das beste, das ich ihnen schenken konnte.

Inzwischen hatte mich das Schreiben so gepackt, dass ich noch einen unglaublich lehrreichen Schreibkurs hinterher geschoben habe, und dann … kam mir das Leben dazwischen. Oder eher: das Geld. Das musste ich langsam mal verdienen und mit Schreiben war da nichts zu machen. Ich habe mich auf mein anderes Talent konzentriert und wurde Illustratorin. Habe eine Fortbildung in Animation gemacht und ja, das mit dem Geld verdienen hat tatsächlich geklappt (einigermaßen).

Aber in den nächsten Jahren hat mich das Schreiben nie ganz losgelassen. Da waren immer noch Pierre und Boris, deren Geschichte überarbeitet werden wollte. Und ein paar andere Ideen, unter anderem die von dem Kerl, der in Frauenkleidern versehentlich einen Prinzen heiratet … Aber mit sowas kann man ja kein Geld verdienen.

Das klingt jetzt, als wäre ich total geldgeil gewesen, aber ich war hauptsächlich arm. Da denkt man zwangsläufig viel an Geld. Ich habe mir alle möglichen Kompromisse überlegt, wie ich mit Schreiben irgendwie zu meinem Lebensunterhalt beitragen könnte. Wenigstens ein bisschen, soviel, dass es die Miete zahlt oder mal einen Restaurantbesuch finanziert.

Leider gab es ein weiteres Problem, das viele Selbständige kennen: Das Chaos, das ohne geregelten Tagesablauf entsteht. Ich habe es irgendwie geschafft, den Illustrationskram zu erledigen, aber, auch weil ich zuhause gearbeitet habe, war an Schreiben nicht zu denken. Prokrastination auf facebook usw. kam mir wichtiger vor. Lustigerweise habe ich jahrelang, um mich vor dem Schreiben zu drücken, Schreibratgeber gelesen.

Dann, 2013, als es mit Illustration auch noch schlecht lief, habe ich eine Bewerbung geschrieben und wurde genommen. Eine richtige Festanstellung. Allerdings: eine gute Stunde von zuhause entfernt, die ich jeden Tag hin- und herpendeln musste. Freunde, Bekannte und Verwandte waren vollkommen entsetzt, während sich in meinem Kopf eine begeisterte Stimme meldete und rief: „Drei Stunden jeden Tag! Das ist Schreibzeit!“

Und das hat, wunderbarerweise, funktioniert. Endlich hatte ich wieder geregelte Arbeitszeiten und ein festes Zeitfenster, in dem ich schreiben konnte. Im Zug, mit Tablet und Tastatur auf dem Schoß. Nicht immer leicht, dank Schlingern, neugierigen Mitlesern, Schulausflügen und Junggesellinnenabschieden („Zu ihm“ ist mein autobiografischstes Buch). Aber die größte Hürde, meine eigene Faulheit, war überwunden.

Natürlich hatte ich immer den Traum, vom Schreiben zu leben, im Hinterkopf. Mit Gay Romance (von der ich damals noch gar nicht wusste, dass sie so heißt) war das natürlich nicht machbar. Also habe ich erstmal zwei Hetero-Liebesromane und eine Dystopie geschrieben.

Als ich den ersten Liebesroman (Leonie Biersack) herausbrachte, passierte auch gleich … nichts. Ein paar Verkäufe in den ersten Tagen und das war’s dann. Ein typische Selfpublisher-Geschichte.

Entmutigt war ich nicht. Ich wusste, dass es eine Weile braucht, bis man erfolgreich ist. Eine Weile und viele Bücher. Aber meine Autorenseite bei amazon sah verdammt kahl aus mit nur einem läppischen Buch. Und so kam ich auf die Idee, auch noch „No Way„, die Geschichte mit Pierre und Boris hochzuladen. Nur, um mehr wie eine richtige Autorin auszusehen. Große Chancen habe ich mir nicht ausgerechnet. Ich habe den beiden ein schönes Cover gemalt, das Buch hochgeladen, „Gay Romance“ draufgeschrieben und bin schlafen gegangen.

Am nächsten Morgen warf ich einen Blick auf das Verkaufs-Dashboard und kippte fast um. Ich hatte 17 eBooks verkauft! 17! Eine unglaubliche Menge, soviel hatte Leonie Biersack insgesamt nicht eingebracht! Über zwanzig Euro verdient, im Schlaf! Wer hätte gedacht, dass irgendwer außer mir solche Geschichten mochte?!

Insgesamt habe ich in dem Monat über tausend Euro verdient. Dann sanken die Verkaufszahlen und das Ranking und „No Way“ verschwand langsam in den Untiefen des Amazonas, bis die Monatseinnahmen nur noch für einen Restaurantbesuch reichten. Aber das war mir egal. Ich hatte Blut geleckt. Wenn jemand außer mir Gay Romance mit saudummen Witzen liebte, dann würde ich weiterschreiben. Ideen hatte ich über die Jahre genug angesammelt (viel mehr als für andere, „vernünftige“ Bücher) also habe ich losgelegt. 2015 schrieb ich „Funkenflut“ (das eigentlich ein Porno war, erzähl ich irgendwann mal) und „Seine Narben“ und 2016 fing ich an, zu veröffentlichen (Überarbeiten braucht Zeit).

2016!

Uuuuund damit sind wir endlich im Jahr 2016! Meinem Jahr! Das für alle anderen anscheinend furchtbar war, na ja, für mich auch irgendwie, aber halt weder privat noch beruflich. Im Februar brachte ich „Funkenflut“ heraus und es lief genau so gut wie „No Way“. Ich war vollkommen ekstatisch. Meinen Job kündigen konnte ich von dem Geld noch nicht, aber … das war was. Das war ganz bestimmt was.

Ende März veröffentlichte ich „Seine Narben“. Eine Geschichte über einen reichen Schönling, der versucht, seinen armen Mitbewohner loszuwerden und sich versehentlich in ihn verliebt. So wunderbar beknackt, dass ich mal wieder sicher war, dass nur ich an diesem Buch Spaß haben würde und sonst niemand.

„Seine Narben“ ist bis heute mein größter Erfolg. Das erste Mal, dass ich mit Schreiben mehr verdient habe als mit meinem „richtigen“ Job und das mit genau dem lustigen, kitschigen, saudummen Kram, den ich am allerliebsten zusammenspinne!

Und dann war irgendwie alles klar. Ein bisschen Abwägen und ein paar Ermutigungen später habe ich gekündigt. Ab Juni 2016 war ich wieder selbständig.

Regeln, Zucht und Ordnung

Diesmal wollte ich alles (alles!) besser machen als beim letzten Mal. Kein Prokrastinieren mehr! Keine Ängste und Selbstzweifel und Rumgeheule! Da zuhause arbeiten nicht funktioniert hat, habe ich einen Platz in einem Büro voll Kreativer gefunden (Danke, Marcel!). Und ich habe eiserne, knallharte Regeln für meine Arbeit aufgestellt, die ich nie, nimmer, nicht brechen durfte!

Hat eigentlich halbwegs funktioniert. Nur die Regeln sind anders als vorher.

Begonnen habe ich mit diesen fünf:

1. Hab keine Angst
2. Hab Spaß
3. 8:00 – 12:00 Uhr: Schreibzeit
4. Was du anfängst, musst du beenden
5. spätestens 18:00 Uhr: Feierabend

Ein Teil ist geblieben, ein Teil hat sich als unpraktikabel erwiesen. Die festen Schreibzeiten zum Beispiel. Ich dachte damals, dass ich den Vormittag über schreiben würde und den Rest des Tages alles andere erledigen würde (und das ist als selbständige Autorin, Comiczeichnerin und Illustratorin eine ganze Menge). Was soll ich sagen? Klappt nicht. Es fällt mir leichter, die Rohfassung eines Buchs in zwei Wochen in Vollzeit runterzutippen als in vier Wochen halbtags. Und wenn ich mich um das Comicprojekt, das auch noch „nebenbei“ läuft, kümmern muss, ist es leichter, eine ganze Woche dafür zu verplanen als ein paar Stunden zwischendurch. Ich arbeite sozusagen in Blöcken. Die neuen Regeln sind (zurzeit):

1. Schreib!
2. Hab Spaß dabei
3. Hab keine Angst (und wenn du Angst bekommst: Mach es trotzdem)
4. Was du anfängst, musst du beenden
5. Du verdienst ein Wochenende und einen Feierabend

Schwammiger, könnte man sagen. Aber da ich parallel mit festen Wordcounts/Zielvorgaben am Tag (kann man bei Papyrus Autor einstellen) und einem Kalender arbeite, funktioniert es. Die Regeln sind natürlich inspiriert von Heinleins Rules. Bei denen man immer dazu sagen muss, dass es seine Business-Regeln waren. Keine Anleitung zum „schön“ schreiben also, sondern Geschäftsregeln für Berufsschriftsteller und solche, die es werden wollen. Ich fahre bisher sehr gut damit.

Erfolg!

Alles, eigentlich. Oder fast alles. Alle Bücher, die ich für absolute Risikoprojekte gehalten habe, haben begeisterte Leser gefunden. Die Geschichte von zwei Typen, die beide total schlecht im Bett sind und sich ineinander verlieben? 14 5-Sterne-Rezensionen auf amazon. Meine Gay Romance Fantasy-Komödie in der zwei Männer total realistischen Sex auf einem Pegasus haben? Der größte finanzielle Erfolg, seit ich mich selbständig gemacht habe. In all der Zeit kamen exakt zwei Beschwerden, dass das alles viel zu bescheuert wäre.

Ich habe im letzten Jahr mehr wunderbare Autoren und Leser kennengelernt als je zuvor und mehr Bücher geschrieben sowieso. Und das Gruuuuuseligste gemacht, was ich mir früher vorstellen konnte: Eine Lesung gehalten. War eigentlich ganz lustig. Und danach hab ich NOCH MEHR nette Leute kennengelernt. 🙂

Reich bin ich nicht. Wenn ich nicht alle zwei Monate ein neues Buch veröffentliche, wird’s knapp. Aber das ist kein Problem, wenn man so viel Spaß hat. 🙂

Misserfolge

Gerade fällt mir nur einer ein und der ist wahrlich nicht SO schlimm (geärgert hat’s mich natürlich trotzdem). Also: In Autorenkreisen kursieren die unterschiedlichsten Meinungen zum „Weihnachtsgeschäft“. Manche sagen, da kaufen die Leute wie verrückt, da sie gerade Zeit, Weihnachtsgeld und neue E-Reader haben. Andere sagen, dass man auf keinen Fall im Dezember ein neues Buch herausbringen sollte, weil da ALLE neue Bücher veröffentlichen und man in der Masse völlig untergeht. Ich hab’s einfach mal ausprobiert und, äh …

Na ja.

Am 20. habe ich „Aufgetaut“ veröffentlicht. Es ging los wie immer, sogar besser. Aber dann …

So sieht die übliche Verkaufskurve eines eBooks aus:

Bei wirklich jedem meiner Bücher war es so. Erst das „Erster Tag“-Hoch, wenn alle Stammleser zuschlagen. Dann zwei, drei Tage Absinken, dann das zweite Hoch. Da haben die guten, alten amazon-Algorithmen kapiert, was die Leute, die dein Buch gekauft haben, noch gekauft haben. Und unter diesen Büchern wird dein Buch dann angezeigt, d.h. von Leuten entdeckt, die es auf anderem Wege nicht gesehen haben.

So sieht die Verkaufskurve von „Aufgetaut“ aus:

Jupp, das zweite Hoch fehlt. Und wenn man sich das Datum ansieht, weiß man auch warum. Natürlich kauft am Heiligabend niemand eBooks! Na ja, fast niemand. Hätte ich mir denken können.

Habe ich aber nicht.

Danach habe ich auch nichts von Leuten mit neuen kindles gemerkt, die zu Weihnachten ausschließlich amazon-Gutscheine bekommen haben. Also hat das Buch (das mir sehr am Herzen lag, aber das tun sie ja alle …) schlechter abgeschnitten, als es das in jedem anderen Monat getan hätte. Und das ist immer noch nicht SO übel. Nur ein wenig ärgerlich. Ich merke mir das einfach fürs nächste „Weihnachtsgeschäft“ und veröffentliche ab Mitte Dezember keine Bücher mehr. Hab’s mir sogar in den Kalender geschrieben. 🙂

In Zahlen!

In diesem Jahr habe ich  neun eBooks und sieben Printbücher veröffentlicht, neun Cover gemalt, einen Nanowrimo gewonnen und 384.000 Wörter geschrieben. Bin zufrieden.

Und sonst so?

Hm … Mein Lieblingsfilm 2016: Zootopia/Zoomania

Mein Lieblingsbuch 2016:

Dazu habe ich sogar einen Tagebucheintrag gefunden, Moment …

„Ich hab das beste Buch der Welt gelesen. Bis um halb zwölf nachts und um vier war ich wieder wach und hab weiter gelesen. Soooo gut!“ Was soll ich sagen? Mir hat’s gefallen. 🙂

Lieblings YouTube-Review-Dingsbums: Baywatching

Ein Lieblingslied oder -spiel habe ich nicht, weil ich alt bin und sonst …

Oh, Lieblingsserie 2016: Crazy Ex-Girlfriend. Zumindest habe ich das 2016 gesehen, so weit ich mich erinnere. Aber da ich noch nie jemanden davon überzeugen konnte, das zu schauen (bei „Musical“ machen Leute dicht 🙂 ), versuche ich es gar nicht erst.

So, ein erstklassiger Jahresrückblick 2016 (in dem der „2016“-Teil am Kürzesten war, aber egal). Auf ins neue Jahr! Morgen wird geschriiiiieben!!!

Neues Buch: Aufgetaut + Erstes Kapitel

Soeben lud ich mein neues Buch hoch und hoffe nun wie stets, dass alles gutgeht. 🙂 Und da ich merke, dass ich doch ziemlich urlaubsreif bin (Und „Deathtroyer“ eh in diesem Jahr nicht mehr fertig wird), gehe ich jetzt in den Urlaub, zur Hölle! 🙂 Aaaw, das wird schön! Endlich wieder nach Herzenslust lesen! All die angefangenen und halb fertigen Bücher von der Buch Berlin durchsuchten!
Aufgetaut“ ist ein richtiges Winterbuch geworden. Schön verschneit und romantisch, lustig und vielleicht ein wenig kitschig. Ich finde, das muss auch mal sein.

Das ist die Beschreibung:
Als Henrik in das malerische Dorf Ebernau kommt, trägt er nicht nur einen Rucksack voll Geld mit sich, sondern auch ein bitteres Geheimnis. Seit einem Jahr empfindet er nichts mehr. Seine Gefühle sind vereist.
Bis er Nils trifft. Der rüttelt etwas in ihm wach, das er längst verloren glaubte. Leider hasst Nils Henrik und weigert sich obendrein, sein Skilehrer zu werden. Kann Henrik ihn umstimmen? Kann er sich zurück ins Leben kämpfen und vielleicht sogar … Nils‘ Liebe gewinnen?

Uuuund Kapitel Eins:

Als Henrik in Ebernau ankam, hatte er nichts dabei als seine viel zu dünne Kleidung und einen Rucksack voll Geld. Ordentlich gebündelte 100- und 200-Euro-Scheine, die darauf warteten, sinnlos verschwendet zu werden.
Teilnahmslos schaute er sich auf dem Bahnsteig um. Ebernau sah aus, als wäre es einer Weihnachtspostkarte entsprungen. Malerische Fachwerkhäuser mit wölkchendampfenden Schornsteinen drängten sich aneinander. In der kalten Luft schwebte Lagerfeuergeruch. Tannen stachen aus der dichten Schneedecke und dekorierten die atemberaubende Bergkulisse.
Das Bahnhofsgebäude vor ihm hatte man aus roten Ziegelsteinen erbaut. Es war mit kleinen Erkern und dem Wappen der Kleinstadt verziert worden: einem toten Eber. Henrik betrachtete das auf dem Rücken liegende Tier, dem drei Speere aus dem Bauch ragten, mit trüben Augen. Er sah sich auf dem Bahnsteig um, auf dem jeder außer ihm ein Ziel zu haben schien.
Laute Schritte trampelten über die rauen Pflastersteine. Touristen, eindeutig. Wohlhabende Touristen in teuren Skiausrüstungen.
Mehr Sonnenbrillen als am Strand, dachte er.
Er konnte sich nicht erinnern, ob es damals schon so gewesen war. Als Kind hatte er sich für andere Dinge interessiert.
Zwei Stunden später war er im Besitz mehrerer hochwertiger Winter-Outfits und eines silbernen Prepaid-Handys. Und eines schwarzen. Und eines weißen. Er hatte sich nicht entscheiden können. Er nahm ein Taxi zu dem kleinen Chalet, das er gemietet hatte. Erklärte der Besitzerin, dass seine Eltern nachkommen würden und er solange die Stellung hielt. Er zahlte die Kaution in bar.
Henrik hoffte, dass etwas passieren würde, wenn er in demselben Haus übernachtete, in dem sie damals gewohnt hatten. Irgendetwas. Er wusste nicht, was.
Leider geschah nichts. Er schlief in der rotweiß karierten Bettwäsche so schlecht, wie er zuhause geschlafen hatte. Die Flammen aus dem riesigen Kamin konnten ihn nicht wärmen. Die Luft schien so schwer, dass er fast erstickte. Die dunkle Wohnung rief ein paar Erinnerungen wach. Aber keine Gefühle.
Seine Brust war immer noch vereist.
Also ging er am nächsten Tag in eine der Après-Ski-Hütten, gab eine Runde aus und war sofort enorm beliebt. Vor allem bei der einheimischen Jugend und bei den Touristen in seinem Alter. Die, die mit ihren Eltern hier waren. Sie nannten ihn »Henry«, ein Spitzname, den er immer bekam. Er behauptete, sein Nachname wäre Berger, der erste Name, der ihm eingefallen war. Lag vermutlich an der Bergkette hinter dem Fenster der Hütte.
Am nächsten Abend gab er eine Party, um nicht länger dem traurigen Knarren der Bodendielen lauschen zu müssen. Das machte ihn noch viel beliebter.
Er wünschte sich wirklich, er könnte sich darüber freuen.

»Henry!«
Dieser rothaarige Kerl … genau, Moritz, drängte sich durch den Trubel zu Henrik. Er ließ sich auf das Sofa plumpsen, neben Henrik und das Mädchen, das gerade schlanke Finger mit hellblauen Nägeln unter Henriks Shirt schob. Er war nicht sicher, wie sie hieß. Hatte sie sich vorgestellt?
Gleichgültig betrachtete er das Treiben. Das Lachen, Gläserklirren und die wummernde Musik. Irgendwer hatte Lautsprecher mitgebracht.
»Henry, du bist in Ordnung!«, grölte Moritz. Henrik war nicht in Ordnung, aber das schien niemand zu merken. Na ja, sie kannten ihn ja auch nicht.
»Danke, mein Freund.« Henrik prostete Moritz zu und hob gespielt vornehm eine Augenbraue.
Moritz lachte laut auf. Jemand stolperte über seine langen Beine, fing sich aber wieder. Ein Mädel, das nur eine Skihose und einen rot-schwarzen Sport-BH trug. Und sie war nicht die einzige leicht Bekleidete. Da hinten stand ein Typ, der nur ein Handtuch umhatte. Ah, sie hatten wohl die Sauna entdeckt. Henrik nahm einen Schluck von seinem Bier und fragte sich, ob es das vierte oder das fünfte war. Oder gar das achte?
»Und?« Moritz warf dem Mädel neben Henrik einen vielsagenden Blick zu. »Amüsiert ihr euch?«
»Tun wir.« Sie lächelte Moritz süßlich zu und rückte noch näher an Henrik heran. »Verzieh dich, Mo.«
»Whoah!« Moritz hob abwehrend die Hände. »Keine Panik, ich will deinen Kerl nicht klauen!« Er zwinkerte Henrik zu. »Soll ich dein Schlafzimmer räumen lassen? Sieht aus, als würdest du das gleich brauchen.«
»Wer ist denn in meinem Schlafzimmer?«, fragte Henrik und ignorierte das Nicken des Mädchens. Sie hieß Eva, erinnerte er sich. Das hatte sie ihm ins Ohr geflüstert, bevor sie ihm um den Hals gefallen war.
»Alter, mindestens … fünf Leute? Hab drei Mädels gezählt und, keine Ahnung, Kerle interessieren mich nicht«, sagte er mit einem Blick auf Eva, die ihn immer noch warnend anschaute. »Echt.«
»Wer’s glaubt« Sie gähnte elegant.
Der scharfe Duft ihres Parfüms kitzelte Henriks Nase. Ihre Finger krabbelten über seine Brust. Vorsichtig packte er ihre Hand und schob sie von sich weg. Sex konnte das Eis nicht schmelzen, das wusste er. Er hatte es oft genug versucht.
»Und, kommst du morgen mit auf die Piste?«, fragte Moritz und stieß Henrik einen Ellenbogen in die Rippen. »Grigori meint, er schafft die Abfahrt am Gneislerhang, aber ich wette um hundert Euro, dass er kneift. Hältst du dagegen?«
Er streckte die Hand aus und Henrik schlug ein. Moritz jubelte. Begeisterungsfähig war der Kerl … Für einen Moment wünschte Henrik sich, wie Moritz zu sein. Auch wenn Eva ihn dann keines Blickes gewürdigt hätte.
»Falls Grigori es schafft, werd ich mich auf dein Wort verlassen müssen«, sagte Henrik leichthin. »Ich kann nicht mitkommen.«
»Waaas?« Moritz‘ Augen wurden kugelrund. »Warum nicht? Sind wir dir nicht gut genug, Monsieur Hochwohlgeboren?«
»Nein, ich kann nicht Ski fahren.«
Moritz schaute ihn an, als hätte Henrik ihm soeben verkündet, dass er an einer tödlichen Krankheit litt.
»Du kannst nicht … was?«
Zwei Jungs in teuren Pullovern stürzten auf das Sofa zu, stießen mit Henrik an, brüllten »Henry!!!« als wäre das der Name eines Fußballvereins und verschwanden wieder in der Menge. Henrik tat so, als wüsste er, wer sie waren.
»Du kannst nicht Ski fahren, Alter?« Moritz beugte sich zu ihm vor. Seine spitze Nase berührte Henriks fast. »Aber was machst du dann in Ebernau? Wir sind ein gottverdammter Skiort, wo man … halt Ski fährt. Deshalb kommt ihr Geldsäcke doch her.«
Henrik zuckte mit den Achseln. »Hab’s nie gelernt. Ist das so schlimm?«
»Ja!« Moritz war ehrlich entsetzt. »Du musst … Du musst das unbedingt lernen. Sofort. Oder, Eva?«
»Verpiss dich endlich, Mo«, brummte sie und versuchte, ihre Fingernägel über Henriks Designer-Jeans tanzen zu lassen. Er stoppte sie auf der Mitte des Oberschenkels.
»Natürlich muss er Ski fahren lernen. Henry!«
Wieder kam seine Nasenspitze näher. Henrik fragte sich, was Mo tun würde, wenn er sich ebenfalls vorbeugen und ihn einfach küssen würde. Das hatte er einmal getan, auf der Halloweenparty von … irgendwem. Nur aus Interesse. Er hatte erwartet, sich eine Ohrfeige einzufangen, aber stattdessen hatte der andere Kerl ihn zurückgeküsst. Und ihm danach nie wieder in die Augen geschaut. Es hatte ihm gefallen, damals. Aber das war früher gewesen, bevor …
»Henry! Konzentrier dich!« Moritz schnipste mit den Fingern vor Henriks Gesicht herum. »Du brauchst einen Skilehrer, Junge!«
»Brauch ich den?«, fragte Henrik kühl. Moritz schien kurz verunsichert.
»Ja … natürlich nur, wenn du willst.«
Henrik dachte nach. Er hatte damals versucht, Ski fahren zu lernen, hatte sich aber als absolute Vollkatastrophe erwiesen. Seine Mutter hatte gesagt, das hätte er von ihr. Sie war ganz und gar unsportlich …
»Klar, warum nicht?« Er zuckte mit den Achseln. »Kennst du ’nen guten Skilehrer?«
»Für … Privatstunden?«, fragte Moritz.
»Natürlich nimmt er Privatstunden.« Eva verdrehte die Augen. »Er ist nicht so ein armer Schlucker wie du, Mo. Oder wie der Rest von Ebernau.«
Zum ersten Mal huschte etwas wie Ärger über Moritz‘ Gesicht. Seine Augen blitzten Eva an. Eine Sekunde später strahlte er schon wieder. Henrik wusste, dass er mal wie Mo gewesen war. Aber jetzt brachte er nicht mal die Energie auf, sich vom Sofa zu erheben. Gut, das konnte auch am Bier liegen.
»Henry, ich kenn genau den richtigen Mann für dich. Meinen besten Freund.« Moritz nickte zufrieden. »Der bringt dir in Nullkommamix alles bei und du saust die Hänge runter wie ein junges Kaninchen.« Moritz hatte eindeutig auch einen im Tee.
»Du meinst doch nicht etwa Nils?« Evas Augen wurden schmal. »Bist du bescheuert?«
»Wieso, der ist doch super. Seine Mutter ist auch Skilehrerin. Und Nils hat seinen ganzen Geschwistern Skifahren beigebracht und was ist sein Bruder jetzt? Vize-Champion der Snowboard-Junioren oder wie das heißt.«
»Ja, aber Nils.« Eva schüttelte den Kopf. »Als Lehrer. Für … ihn.«
Ihr hellblauer Fingernagel deutete auf Henrik.
»Was ist mit mir?«, fragte Henrik. »Bin ich nicht hübsch genug?«
»Klar bist du hübsch genug«, schnurrte sie und schon lag ihre Hand wieder auf seiner Brust. »Hübsch genug für … alles.«
»Du trägst ganz schön dick auf, Eva«, sagte Mo.
Ihre Augen wurden noch schmaler. Henrik rechnete halb damit, dass Gammastrahlen herausschießen und Mo vaporisieren würden.
»Ne«, sagte Moritz. »Nils ist manchmal ein bisschen speziell, wenn … na, wenn er mit Leuten von oben zu tun hat, aber …«
»Von oben? Was meinst du damit?«
»Na, hier oben am Hang stehen die besten Hütten. Die für die Superreichen. Weiter unten sind die normalen Ferienhäuser. Und unten im Tal … Ebernau.«
»Ich bin nicht superreich«, log Henrik, aber die beiden glaubten ihm eh kein Wort. Irgendwie waren alle schwer beeindruckt von diesem Mini-Chalet mit den rustikalen Möbeln. Gut, die Einrichtung kam eindeutig von Sepp-Gerard Grachtlberger, einem der größten Möbeldesigner im Landhaus/Berghaus-Stil. Aber es gab nur drei Zimmer. Große Zimmer, okay. Das Wohnzimmer nahm fast die gesamte untere Etage ein. Trotzdem …
»Jedenfalls ist Nils ein guter Skilehrer«, sagte Moritz mit fester Stimme. »Ein sehr guter. Vielleicht sogar der beste.«
»Jetzt trägst du aber dick auf«, murmelte Eva.
»Und wenn du willst, ruf ich ihn an. Ich weiß, dass er gerade einen Job sucht. Weißt du, seine Mom …«
»Henry interessiert sich nicht für die gesamte Lebensgeschichte von Nils.« Eva stöhnte genervt auf. »Und das wird eh nichts.«
»Wird es wohl.«
»Wird es nicht.«
»Wird es …« Moritz sah Henrik an wie ein Welpe, der zu absolut allem bereit war. »Soll ich ihn anrufen?«
Henrik verspürte einen Hauch von Interesse. Was mehr war, als er seit einer ganzen Weile verspürt hatte.
»Ruf ihn an«, sagte er gnädig. Moritz sprang auf und zückte in der gleichen Bewegung sein Handy.
»Nils, Alter!«, brüllte er durch den Partylärm in das Gerät. »Ich hab einen Job für dich!«
Dann war er im Trubel verschwunden.
»Ach, du wolltest ihn nur loswerden?«, schnurrte Eva. »Das war echt clever von dir.«
»Nein.« Henrik nahm einen Schluck von seinem Bier. »Ich will Skifahren lernen.«
»Warum denn so plötzlich?« Eva machte einen Schmollmund, der bestimmt sehr sexy war.
»Ich weiß nicht. Klingt lustig, oder?« Henrik betrachtete die schwankende Meute vor seinen Augen. Oder schwankte er? Egal.
»Na ja.« Eva schien hin- und hergerissen zwischen ihrer Verachtung für Moritz und dem Wunsch, Henrik in allem zuzustimmen. »Wenn Mo ’ne Idee hat, ist sie immer schlecht.«
»Was hast du gegen Mo?«, fragte Henrik.
»Er ist nicht du.« Sie lächelte. Als er nicht reagierte, blinzelte sie verunsichert. »Na, er ist … ein Dorftrampel. Ich weiß, ich weiß, Ebernau ist angeblich eine Kleinstadt. Da sind wir super-stolz drauf.« Sie schnaubte verächtlich. »Aber die Jungs hier kannst du vergessen. Die interessieren sich nur fürs Saufen und so.«
Henrik betrachtete die fast leere Bierflasche in seiner Hand.
»Wenn du trinkst, ist das was anderes«, beeilte sie sich, zu sagen. »Du bist so … kultiviert. Man sieht dir das irgendwie an. Dass du … du weißt schon.«
»Dass ich Geld habe?« Seine Stimme war ausdruckslos. Was tat er hier überhaupt?
»Nein! Dass du … Kultur hast.« Sie schmiegte sich an ihn und er rückte ein Stück ab. Versuchte es zumindest. Plötzlich saß ein weiteres Mädchen neben ihm. Ihre Haare waren so hellbraun und glatt wie Evas. Einen Moment lang hielt er sie für Zwillinge, bis er die Unterschiede in ihren Gesichtern erkannte. Das neue Mädel reichte ihm eine grüne Flasche, an der Feuchtigkeit abperlte.
»Für dich.« Sie grinste frech. »Prost, Henry!«
Er nickte und stieß mit ihr an. Neben sich spürte er eine Wolke aus purem Hass. Eva lehnte sich über ihn, so weit, dass er die Tätowierung auf ihrem Rücken erkannte. Die spitzen Blüten einer Christrose schauten unter ihrem Shirt hervor.
»Was willst du hier?«, zischte sie. Wie eine Raubkatze, die sich mit einer anderen um ein fettes Stück Fleisch stritt.
»Sitzen.« Das neue Mädel grinste noch breiter. Ihre weißen, leicht unregelmäßigen Zähne blitzten. Noch eine von »unten« vermutlich. Ob jemand Geld hatte, konnte man meist an der Qualität ihrer Kieferorthopäden erkennen.
»Setz dich woanders hin«, blaffte Eva. Die Andere beachtete sie nicht.
»Hi, ich bin Amelie.« Ihre Schulter stieß gegen Henriks. »Wie in dem Film, weißt du?«
»Aha.« Er nahm einen Schluck aus der neuen Flasche. Eiskalte Flüssigkeit rann seine Kehle hinunter.
»Super, Trampelie«, zischte Eva. »Du hast dich vorgestellt. Und jetzt verpiss dich.«
»Oder was?« Amelie verschränkte die Arme und sah Eva herausfordernd an.
»Oder ich zerr dich an den Haaren raus.«
»Ha!« Amelie lachte rau. »Das will ich sehen.«
»Wirst du gleich, wenn du nicht aufpasst. Ich kann dich hier genauso schnell rauswerfen, wie ich heute Mittag an dir vorbeigezogen bin.«
»Einen Scheiß bist du.« Amelies pink glänzende Lippen verzogen sich spöttisch. »Dir hab ich doch die Fresse gepudert. Du hast ausgesehen wie ein Schneemann. Na, oder wie eine Schnee-Kuh.«
Sie stritten sich hin und her und ignorierten Henrik, was ihm ganz recht war. Er konnte eh nicht folgen. Es ging um irgendeine Ski-Rivalität, aber all die Fachausdrücke waren ihm fremd. Gab es eine Art Ski-Slang? Vermutlich.
Er wusste nicht, wie lange die beiden links und rechts von ihm saßen und sich über seinen Kopf hinweg mit Worten duellierten. Recht hässlichen Worten zum Teil. Irgendwann hörte er nicht mehr zu. Gab sich ganz dem Rausch hin, den dröhnenden Bässen, dem sanften Murmeln aus fünfzig Kehlen, dem lieblichen Klirren der Gläser …
Plötzlich stand Moritz vor ihm und brüllte ihm ins Gesicht.
»Henry!« Er strahlte. »Wach auf, ich hab deinen Skilehrer mitgebracht. Das ist Nils.«
»Hmwas?« Henrik blinzelte.
Ein Gigant schälte sich aus der Menge. Ein dunkelblonder Gigant. Breitschultrig und mächtig, dessen abgetragene, schwere Stiefel über den Holzboden polterten, als würde er über ein Schlachtfeld schreiten. Ungefähr so missmutig, als würde er in den Krieg ziehen, sah er auch aus.
Der verächtliche Blick des Kerls wanderte über die Feiernden, als wollte er ihnen allesamt den Hals umdrehen. Er hatte helle Augen. Hellgrüne. Lindgrüne, die Farbe von jungen Blättern … Henriks Kopf rutschte zur Seite und der Wikinger … ja, er sah aus wie ein Wikinger, dem man versehentlich einen Haarschnitt verpasst hatte … ging plötzlich waagerecht.
Henrik blinzelte. Der Typ war vor ihm stehengeblieben. Ha. Von nahem sah er jünger aus. Kaum jünger als Henrik selbst. Konnte das sein? Dann wäre er … achtzehn. Ne, das konnte nicht …
Henrik richtete sich auf. Starrte diesen Nils müde an. Moritz deutete auf ihn, als würde er eine Kirmesattraktion präsentieren.
»Nils ist der beste Skilehrer von ganz Ebernau. Mindestens.«
»Hallo«, sagte Henrik kraftlos. Irgendetwas war anders an dem Kerl. Irgendetwas … Moritz stemmte die Hände in die Hüften.
»Na, was sagt ihr? Nils?«
Der durchbohrte Henrik mit seinem stechend grünen Blick. Seine Lippe verzog sich, als wollte er die Zähne fletschen.
»Was ist denn das für ein Arschloch?«, knurrte er.
Mit einem Mal wurde es ruhiger. Die Mädels, die sich anscheinend weiter gestritten hatten, verstummten. Moritz starrte seinen Kumpel an.
»Mann, Nils«, zischte er. »Ich hab dir gesagt, dass er in Ordnung ist.«
»Er ist ein Arschloch.«
Bitte? Doch, Nils deutete ganz klar auf ihn. Henrik.
Der richtete sich auf.
»Nils …« Moritz schien die Situation sehr unangenehm zu sein. »Er ist wirklich okay. Und er sucht einen Skilehrer.«
»Kein Interesse.«
Und dann drehte dieser Nils sich einfach um und stapfte davon. Die wogende Menge verschluckte seinen Körper und sie sahen nur noch seinen Schädel, der sich auf die Tür zubewegte.
»Ich hab’s dir gesagt«, flötete Eva.
»Ach, Scheiße!«, rief Moritz. »Henry, ich …«
Henrik erhob sich schwankend. Was erlaubte dieser … Depp sich? Er war überhaupt kein Arschloch! Und selbst wenn … Wie sollte man das mit einem Blick erkennen?
»Henry!«, rief Moritz, als er an ihm vorbeistürmte. »Wo willst du hin?«
»Diesen Wichser zurückholen«, knurrte Henrik. Oder lallte er? »Wenn der glaubt, er kann mich einfach beleidigen, dann hat er sich geschnitten.«
Er zögerte.
»Und wenn er denkt, er kann einfach so … nicht mein Skilehrer werden, auch.«

 

So sieht’s aus! 😀 Frohes Fest euch allen!

So romantic!

Awww, das war so süß. 🙂 Schreiben gegen Ende der Story ist immer leicht und Drama lässt einen schneller tippen. Jetzt fehlt eigentlich nur noch ein bisschen Epilog. Und damit wäre die Geschichte beendet, wenn … das ein normales Buch wäre. Ist es aber nicht. Nach der Story kommt gleich der zweite Teil. Aber es wird lustig, mit denselben Charakteren weiterzumachen, zu sehen, wie die sich entwickeln, jetzt, wo sie ein Paar sind. Und dass ich einen Teil des Buchs mit ins nächste Jahr nehmen muss, habe ich akzeptiert. Größtenteils (grummel).

Wordcount heute: 6.841 Wörter
Wordcount »Deathtroyer« (Arbeitstitel) insgesamt: 45.750 Wörter

Lieblingsstelle heute:
»Charles?«, murmelte er. Verdammt, er konnte nichts sehen. Zu dunkel. »Äh … loslassen?«
»Kann nicht«, brachte Charles heraus.
Oh. Na dann … Ein Gefühl erwachte in Kors Brust, obwohl er es hatte begraben wollen, es unten halten, es bloß nicht wieder … Aber da war sie: die Hoffnung. Leise gähnte sie, entfaltete ihre Flügel und sah sich um.
Na sowas, sagte sie. Hält Charles dich etwa in den Armen und benimmt sich mindestens so bescheuert, wie du dich fühlst? Das könnte bedeuten, dass …

Echte, wahre … Freundschaft

*** Nachträglicher Post, weil ich es gestern vergessen habe ***

Meine Lieblingsszenen in diesem Buch sind diesmal nicht (nur) die zwischen den beiden Protas. Sondern auch die zwischen Charles und Nathan, seinem besten Freund. Hm. Irgendwie erfrischend, dass zwei extrem gutaussehende Männer mal einfach nur Freunde sein können. Bin ich gar nicht mehr gewohnt, seit ich so viel Gay Romance lese und schreibe. 🙂

Immer noch ist es unwahrscheinlich, dass das Buch vor Weihnachten fertig wird. Ich werde wohl auf 50.000 Wörter kommen (so lang sind meine Bücher meistens), aber so richtig „gewonnen“ ist das nicht. Es ist so, dass ich ungeplanterweise zwei längere Bücher geschrieben habe („Plötzlich Prinzgemahl“ und das Weihnachtsbuch) und die natürlich länger gedauert haben. Und jetzt … hm. Ich hätte das erste Halbjahr als Autorin gern mit fünf Büchern abgeschlossen, weil das tatsächlich das Einzige war, das ich mir fest vorgenommen hatte. Aber wenn die Muse einen tritt („küsst“ ist eine sehr naive Beschreibung 😉 ), dann muss man folgen. „Deathtroyer“ wird definitiv auch länger als geplant. Ich dachte, zwei Novellen hintereinander ergeben einen Roman, aber … äh. Anscheinend nicht.

Egal, kein Grund, mich zu beschweren. 2016 war für mich ein Superjahr und das können leider nicht so viele von sich behaupten. Also: Weiter geht’s!

Wordcount gestern: 4.100 Wörter
Wordcount »Deathtroyer« (Arbeitstitel) insgesamt: 38.903 Wörter

Lieblingsstelle heute:
»Hast du vor, da wieder rauszukommen?«, fragte Nathan und steckte seinen Kopf unter die Theke.
»Nein.« Charles stützte sein Kinn auf die Knie. Es war recht gemütlich hier, trotz der Enge und des zarten Geruchs nach Käsefüßen. »Gib mir ’ne Minute.«
»Du bist seit einer halben Stunde da unten.« Nathans Augenbraue hob sich. »Wenn dich jemand entdeckt, wird er falsche Schlüsse über uns  ziehen.«
Charles weigerte sich, zu antworten.

Niedlich!

Voll süße Szenen heute. Kann leider nicht viel schreiben, weil ich los muss. Aber morgen ist ja auch noch ein Tag und für gestresste Autoren gibt’s kein Wochenende.

Wordcount heute: 4.948 Wörter
Wordcount »Deathtroyer« (Arbeitstitel) insgesamt: 34.803 Wörter

Lieblingsstelle heute:
»Charles!«, brüllte Nathan in die Wohnung hinein. »Besuch für dich!«
Stille. Dann ein leises Brummen.
»Sag ihm, er soll weggehen«, brüllte Charles zurück, gedämpft durch mindestens eine Tür. Kors Herz sank. Nein. Oh, nein. Charles hatte … der hatte vergessen, dass er vorbeikam, oder?
Doch. Natürlich hatte er das. Er … er war nicht so interessant, dass man sich sowas merkte. Er war … Charles war wohl doch ein Windhund …
»Du willst nicht, dass er weggeht«, rief Nathan. »Es ist der Kleine!«
Der … was? Kor hörte einen dumpfen Laut. Als wäre ein schwerer Körper aus einem Bett gefallen.

Zurück und im Weihnachtsstress

Tja, dass ich meinen Vorsatz schaffe, von Juli bis Silvester fünf Bücher zu schreiben, wird immer unwahrscheinlicher. Aber noch kann ich es schaffen! Deathtroyer (das fünfte) ist halb fertig und ich habe noch ein paar Tage! Nur wollte ich ab dem 23.12. Winterferien machen … 🙁 Aber ich will das fertig kriegen! In München habe ich leider nicht viel geschafft, na ja, ca. 7000 Wörter in drei Tagen. Ich fürchte sogar, das Buch wird länger als sonst und … Okay, ganz ruhig. Panikmodus: aus. Das wird schon.

Übrigens: Falls ihr eine Printversion eines meiner Bücher kaufen wollt (zu Weihnachten zum Beispiel), wäre es gut, noch ein wenig zu warten. Die letzten Exemplare hatten leider Schwachstellen wie einen ausgebleichten Innenteil und ein unscharfes Cover. Books on Demand hat die Reklamation erhalten und kümmert sich hoffentlich schnell darum.

Wordcount der letzten 4 Tage: 9.420 Wörter
Wordcount »Deathtroyer« (Arbeitstitel) insgesamt: 29.855 Wörter

Lieblingsstelle heute:
»Ich weiß. Ich versteh das. Nur … Was soll passieren, wenn du es ihm sagst? Außer, dass du deprimiert rumhängst und ich dich wieder trösten muss?«
»Dein tolles Trösten hat daraus bestanden, mich abzufüllen.«
»Hat doch geholfen.«
»Einen Scheiß hat das.«

Konfliktscheu?

Dafür, dass !!!KONFLIKT!!! angeblich die wichtigste Schreibregel ist … hat meine Story bisher sehr wenig davon. Eigentlich ist da nur dieser Dude im Konflikt mit sich selbst und seiner Schüchternheit. Könnte das reichen? Keine Ahnung. Sonst hatte ich meist totale Abneigung zwischen den beiden Hauptdarstellern, dann noch Intrigen, mindestens einen Gegner und oft eine Schlägerei auf den ersten 10.000 Wörtern. Und diesmal? Äh … Shopping.
Mal sehen. Eine Lovestory braucht vielleicht gar nicht so viel Drama. Und wenn es zu langweilig ist, wird das schon jemand in die Rezensionen schreiben. Dann weiß ich fürs nächste Buch Bescheid. Es ist halt so, dass ich merke, wie mein Schreibstil sich ändert und mich das irritiert. „Tiefgefroren“ hatte schon ein deutlich langsameres Tempo, und das neue Buch geht noch träger voran. Für mich fühlt sich das alles richtig an, aber es kann sein, dass einfach nicht genug Probleme da sind, um die Handlung spannend zu machen. Andererseits … ist das eh immer Geschmackssache. Mir gefällt das langsame Tempo. Und da der zweite Teil, so ab der Mitte, gleich mit einer Schlägerei anfängt und mit Sex auf dem Friedhof weitergeht … mache ich mir eventuell zu viele Gedanken.

Heutiger Wordcount: 7.834 Wörter
Wordcount »Deathtroyer« (Arbeitstitel) insgesamt: 17.125 Wörter

Lieblingsstelle heute:
Als Charles antwortete klang seine Stimme rauer als sonst.
»Hättest du gern, dass das hier ein Date ist?«, fragte er.

Namen

Eigentlich weiß ich, dass die Protagonisten nie Namen haben sollten, die mit S enden. Weil man dann ständig Apostrophe am Ende hat und das ist unschön (Nils‘ Haare waren blond …). Eigentlich. Boris, Chris und Nils waren einmalige Ausrutscher. Nur, warum heißt der neue Prota Charles? Werde ich es je lernen? Vermutlich nicht. Dafür heißt sein Love Interest Korbinian, was mir viel Grund zur Heiterkeit gibt. 🙂 Bisher habe ich Spaß. Die Mitte ist noch weit entfernt.

Übrigens habe ich heute sowas wie eine zweite Lieblingsstelle:

Der Gedanke durchzuckte ihn wie ein frostiger Blitz: Du hast gerade Sex mit einem Mann! Ist das nicht irgendwie … schwul?

Ich schreibe wirklich nur die aller-intelligentesten Charaktere.

Heutiger Wordcount: 2.169 Wörter
Wordcount »Deathtroyer« (Arbeitstitel) insgesamt: 9.264 Wörter

Lieblingsstelle heute:
Korbinian schluckte erneut. Dieser Laden war so cool. Und er? Überhaupt nicht. Nie gewesen. Von seiner grünen Outdoorjacke über die billige, schlecht sitzende Jeans bis zu den orthopädischen Schuhen und dem Schlimmsten, seinem Namen … war er diesem Laden nicht gewachsen. Zum ersten Mal wünschte er, dass statt seiner Mutter er selbst seine Klamotten aussuchen würde. Schließlich war er schon neunzehn.