Kleine Vorschau auf „List und Liebe“

Endlich ist es soweit. 🙂 Shirleys Band ist korrigiert, testgelesen, hat ein Cover und sogar einen Namen. Den habe ich gestern nach einer Last Minute-Facebook-Umfrage festgelegt. Über manche Dinge sollte man nicht zu lange nachgrübeln.Vielen Dank an alle, die mitgeholfen haben!

Nun ist das E-Book auf Amazon vorbestellbar. Eine große Bekanntmachung gibt es am Ersten, wenn es richtig erscheint. Weil es bis dahin auch keine Leseprobe auf Amazon gibt, poste ich hier mal zwei Kapitel für alle Unentschlossenen. Eins vom Anfang und ein etwas späteres, in dem sämtliche Winter-Geschwister eine gesittete Unterhaltung führen. Oder das, was sie dafür halten.

1. Shirley

Gwendolyn Ophelia Luise von Rieke-Rothaus hielt ein Referat. Leider.
»Na ja, und dann sind sie nach …« Sie sah auf die Notizen in ihren perfekt manikürten Händen. Ihr süßes Gesicht verzog sich, als sie versuchte, die eigene Handschrift zu entziffern. »Dann sind sie nach Teneriffa gesegelt und dann haben sie den Äquator überquert und, äh, dann sind sie in Südamerika angekommen und dann …« Sie zwirbelte eine blonde Strähne zwischen den Fingern. »Na, den Rest könnt ihr euch denken, nicht wahr?«
Gwen lächelte. So strahlend, dass Shirley ein leises Seufzen von rechts vernahm. Luis‘ Seufzen. Der verschlang Gwens schlanke Gestalt mit den Augen. So wie jedes männliche Wesen in der Klasse, aber Luis war ein besonders hoffnungsloser Fall. Seit Gwen ihm im letzten Jahr die Ehre gewährt hatte, zwei Wochen lang ihr Freund zu sein, schmachtete er sie an. Shirley fragte sich ernsthaft, warum. Seit der Sache mit Luis hatte Gwen mindestens vier ebenso kurzfristige Beziehungen gehabt. Außerdem hatte sie dreimal die Sportart gewechselt, sieben neue Frisuren ausprobiert und zwei Fremdsprachen angefangen.
Kurzzeitig war sie in Shirleys Spanischkurs gewesen, bis sie die Lehrerin überredet hatte, dass sie zu Japanisch wechseln durfte. Gwen kam mit so etwas durch. Ein unschuldiger Augenaufschlag, ein Lächeln, das ihre Grübchen zum Vorschein brachte und alle taten, was sie wollte. Sie meinte es ja nicht böse. Sie war einfach jemand, der schnell das Interesse verlor.
Das Referat hatte übrigens spannend begonnen. Gwen hatte voll Leidenschaft von Magellans Kindheit erzählt, davon, wie er in einer verarmten Adelsfamilie aufgewachsen war, wie früh seine Eltern gestorben waren und wie er sich trotz aller Widrigkeiten hochgekämpft hatte. Aber schon, als er den ersten Kapitänsposten erreicht hatte, war ihre Stimme monotoner geworden und sie hatte immer öfter in ihre Notizen schauen müssen. Die nun anscheinend zu Ende waren.
»Das war’s.« Gwen lächelte. Warmes Herbstlicht fiel durch die Fenster auf ihre goldenen Haare und ihre graublaue Schuluniform. Sie sah aus, als wäre sie einem Werbeprospekt entstiegen. Es war ein bezauberndes Bild, wie sie vor der Tafel stand, in dem hellen Raum mit den stuckverzierten Decken, strahlend schön und aufgeweckt. Kurz: die ideale Schülerin. Ihre Frisur saß perfekt, ihre Haltung war elegant und sie erzählte völligen Schwachsinn. »Der Ferdinand hat die Welt umsegelt und, äh, alles wurde gut und er lebte glücklich bis an sein Lebensende.«
Herr Wuller sah Gwen ungläubig an. Selbst der langwimprigste Augenaufschlag würde sie jetzt nicht mehr retten.
»Bis an sein Lebensende?«, fragte Wuller. Seine Stimme triefte vor Sarkasmus.
Gwen nickte und machte Häschenaugen.
Shirley überlegte, ob sie Gwen irgendein Zeichen geben konnte. Ihr irgendwie verständlich machen konnte, dass ihre Version der Realität nicht ganz mit der in den Geschichtsbüchern übereinstimmte. Aber sie tat es nicht. Nicht nur, weil Gwen darauf bestand, Magellan »den Ferdinand« zu nennen. Shirley war immer noch sauer auf sie. Dieses Püppchen hatte ihr die erste Drei in ihrer gesamten Schullaufbahn eingebrockt. Also verschränkte Shirley die Arme, lehnte sich in ihrem Stuhl zurück, und beobachtete, wie Gwen vorne an der Tafel ins Schwitzen geriet.
»Wurde wirklich alles gut für Magellan?«, bohrte Wuller weiter und ließ die Fingernägel über sein Pult tanzen.
Gwen überlegte fieberhaft. Nachdenklichkeit stand ihr gut, so wie eigentlich alles. Leise Panik huschte über ihr Engelsgesicht.
»Nein, also, er …« Sie sah in die Klasse, auf der Suche nach Rettung. Es gab keine. »Natürlich war er nicht immer glücklich. Er, äh, also seine Ehe ist in die Brüche gegangen, weil er so viel unterwegs war?« Sie sah Wuller fragend an.
Der verdrehte die Augen. »Nein.«
»Er war immer sehr traurig, weil er eine Glatze hatte? Ich meine, der Hut kaschiert das ganz gut, aber …«
»Nein.«
»Die anderen Matrosen haben ihn geärgert, weil er Ferdinand hieß? Ich weiß auch nicht, was seine Eltern sich dabei gedacht haben …« Ihre Stimme verklang.
»Nein.« Herr Wuller seufzte. »Kann jemand Frau von Rieke-Rothaus erklären, warum Magellans Weltumseglung kein Happy End hatte?«
Shirley hasste sich ein wenig, weil sie als Einzige die Hand hob.
Abiturnote 1,0, sagte sie sich. Abiturnote 1,0. Keine Rücksicht.
»Frau Winter?« Wuller nickte ihr zu.
»Er starb, bevor sie endete«, sagte sie. »Im April 1521 wurde er bei einem Kampf mit den Einheimischen von Mactan getötet. Er bekam eine Lanze ins Gesicht und eine unter den rechten Arm und war vorher schon von einem vergifteten Pfeil durchbohrt worden.« Die blutigen Details waren ihr die liebsten. »Die Weltumseglung wurde zwar abgeschlossen, aber ohne ihn. Von 237 Mann und fünf Schiffen, die gestartet waren, kamen nur 18 Mann und ein Schiff zurück.«
»Genau«, sagte Wuller.
»Oh nein«, sagte Gwen. »Der arme Ferdi.«
Wuller schaute sie an, als hätte sie gefurzt. Eigentlich ganz nett von Gwen, dass sie Mitleid mit einem Kerl hatte, der vor über 500 Jahren verstorben war.
»Frau von Rieke-Rothaus, wie weit haben Sie das Buch, das sie vorstellen sollten, gelesen?«, fragte er. Seine Stimme schnitt durch die Luft wie ein Rasiermesser. »Anscheinend nicht bis zum Ende, oder?«
»Nein.« Gwen sah zu Boden. »Tut mir leid. Der Anfang war super, aber dann … Also, es wird schon etwas öde und … Dann habe ich angefangen, Hockey zu spielen und meine ganze Zeit ist für das Training draufgegangen.« Sie hüstelte.
Wullers Miene wurde immer finsterer. Unangenehmes Schweigen hing im Raum, drückend wie ein heranziehendes Gewitter.
»Frau von Rieke-Rothaus, wenn Sie in der zwölften Klasse«, er wurde lauter, »noch nicht in der Lage sind, ein Buch zu beenden, für dessen Lektüre Sie DREI WOCHEN ZEIT HATTEN …«
»Genau genommen hatte Magellans Geschichte ein Happy End«, platzte Shirley heraus. Irgendjemand musste etwas tun, sonst würde der Rest der Stunde daraus bestehen, dass Wuller Gwen anbrüllte. Und da sich mal wieder keine der reichen Gören dazu herabließ … »Ich meine, seine Expedition hat als erste die Welt umsegelt, auch wenn nicht alle Teilnehmer lebend ankamen. Sie haben endgültig die Kugelform der Erde bewiesen, die bis dahin immer noch angezweifelt wurde und deshalb hat sein Name die Jahrhunderte überdauert und … das ist doch was. Außerdem wurde die Magellanstraße nach ihm benannt, er ist also quasi unsterblich geworden, auch wenn er, na ja, gestorben ist.«
Sie versuchte, überzeugend zu schauen. Wullers Gewittermiene glättete sich. Ein wenig. Ein ungläubiges Schnauben entkam seinen Nasenlöchern.
»Das könnte man so sehen«, brummte er. »Wenn man die Geschichte sehr großzügig auslegt. Fakt ist aber, dass Frau von Rieke-Rothaus erneut die ihr gestellte Aufgabe nicht erfüllt hat.«
»Der Anfang war korrekt.« Shirley, du solltest einfach die Klappe halten, dachte sie. Einfach die Klappe halten. Aber darin waren die Mitglieder ihrer Familie nie besonders gut gewesen. »Dafür sollte sie ein paar Punkte bekommen, oder?«
Wuller sah sie an, als wäre sie vollkommen bekloppt.
»Die Punkte vergebe ich, Frau Winter«, knurrte er. Das war es wohl mit Shirleys Lieblingsschüler-Status gewesen. »Von Rieke-Rothaus, Sie bekommen sieben Punkte, weil ich ein gnädiger Lehrer bin. Setzen Sie sich.«
Gwen duckte sich und huschte an ihren Platz zurück. Leise seufzend ließ sie sich neben Shirley nieder.
»Danke«, flüsterte sie. »Ich hab gedacht, gleich reißt er mir den Kopf ab.«
Ihr Atem kitzelte Shirleys Ohr und der dezente Duft ihres Parfüms zog herüber. Vanille und Sandelholz. Shirley sah stur nach vorne.
»Bitte«, flüsterte sie.
»Weißt du«, wisperte Gwen in ihr Ohr, »ich wollte echt weiterlesen, aber mir sind immer die Augen zugefallen und irgendwie habe ich es total vergessen, bis gestern Abend …«
»Von Rieke-Rothaus! Folgen Sie dem Unterricht?«, brüllte Wuller.
»Nei… äh, ja. Natürlich.« Gwen richtete sich auf und versuchte, aufmerksam zu schauen. Sie wirkte wie ein Kindergartenkind, das so tat, als wäre es schon eine richtige Schülerin. Shirley schüttelte innerlich den Kopf.

***

Sobald der Geschichtsunterricht vorbei war, strahlte Gwen wieder.
»Danke nochmal!« Sie haute Shirley erstaunlich kräftig auf die Schulter. »Das war so supernett von dir!« Anscheinend hatte sie schon vergessen, dass Shirley ihr ganzes Streberwissen über Magellan ausgebreitet und sie bloßgestellt hatte. Noch mehr, als Gwen sich selbst bloßgestellt hatte.
Shirley brummte irgendetwas Undeutliches.
»Reiten wir mal wieder aus, Shirley?«, fragte sie. »Das haben wir schon so lange nicht mehr. Hast du heute Nachmittag Zeit?«
»Nein, ich muss lernen«, sagte Shirley. Das stimmte ja auch.
Ein Schatten flog über Gwens Gesicht. »Oh. Okay. Also, vielen Dank für die Rettung. Bis später!« Schon lächelte sie wieder. Sie schnappte sich ihre Burberry-Tasche, hüpfte zu den anderen Klassenprinzessinnen hinüber und schnatterte mit denen, bis sie gemeinsam aus der Tür verschwunden waren.
Dom tauchte neben Shirleys Pult auf.
»Lernt sie überhaupt mal?«, fragte er. Zweifelnd sah er der Mädelstruppe mit den hochglanzpolierten Haaren nach. »Ihr Referat über Effi Briest lief genauso.«
»Glaub kaum. Ich verstehe immer noch nicht, wie sie es bis in die Zwölfte geschafft hat, ohne sitzenzubleiben.«
»Charme, gutes Aussehen und reiche Eltern.« Dom lächelte. »So wie du.«
Shirley schnaubte. Witzig. Sie besaß exakt nichts davon. Das Einzige, was sie hatte, war ihr Gehirn, und das trainierte sie gerade wie ein Bodybuilder seinen Bizeps.
»Lernen wir heute?«, fragte sie und wie immer nickte Dom.
Als sie gemeinsam durch den Flur gingen, bemerkte Shirley, dass eine entgegenkommende Gruppe Mädchen ihnen böse Blicke zuwarf. Nein, nicht ihnen. Ihr. Dom schauten die Mädchen an, als hätte er eine Schokoglasur mit Zuckerherzen. Wie üblich. Und wie üblich duckte er sich unangenehm berührt, bis sie an denen vorbeigegangen waren.
»Hab ich was im Gesicht?«, murmelte er unbehaglich. »Nein, oder?«
»Doch, hast du«, sagte Shirley. Sie hob ihre Stimme zu einem verzückten Quietschen. »Strahlende Schönheit. Freu dich doch. Andere Jungs würden Werweißwas dafür geben, so angesehen zu werden.«
»Hmja, toll.« Dom sah zu Boden. Der arme Kerl. Er konnte ja nichts dafür, wie er aussah. Wie einer von diesen Boygroup-Boys, mit weichen, welligen Haaren, seelenvollen dunklen Augen und einem Gesicht, das vollkommen symmetrisch war. Symmetrie war Schönheit, das hatte Shirley gelesen. Der perfekte Abstand zwischen Augen, Nase, Mund und Kinn, sowie deren Größe im Verhältnis zum Rest. Wieder ein Beweis, dass man alles berechnen konnte.
»Ist ja nicht deine Schuld, dass du hübsch und reich bist.« Shirley versuchte, nicht zu lächeln. »Du armes Häschen.«
»Klappe.« Er grinste. »Und ich bin überhaupt nicht reich.«
»Ne, aber dein Vater ist der drittreichste Mann von Ebernau.«
»Der viertreichste. Und Ebernau ist nicht sehr groß.«
»Immerhin groß genug, dass sich diese Bonzenschule hier lohnt.«
Er hob gespielt vornehm eine Augenbraue. »Diese exklusive Privatschule, meinst du.«
»Bonzenschule für nichtsnutzige Gören.«
»Was verstehst du denn davon, du Stipendiatin?« Er zog an ihrem Pferdeschwanz. Ein braunhaariges Mädel, das an der dunklen Wandtäfelung lehnte, warf Shirley den vernichtendsten Blick zu, den sie heute empfangen hatte.
»Kann nicht verstehen, was er an ihr findet«, hörte Shirley sie zischen. Das verstand niemand. Nicht mal sie selbst war sich ganz sicher, warum Dom ausgerechnet mit ihr befreundet war.
Sie hatte nicht damit gerechnet, überhaupt Freunde zu finden, als sie auf die Wilhelmine-von-Grävenitz-Privatschule gewechselt war. An ihrer alten Schule hatte sie es genau zu einem Freund gebracht: ihrem Zwillingsbruder. Alle anderen hatten sie eine biestige Streberin genannt, allerdings nur hinter ihrem Rücken. Wenn man wie Shirley drei Brüder hatte, lernte man, auszuteilen.
Aber Dom war immer wieder bei ihr angekommen und hatte versucht, mit ihr zu reden. So lange, bis sie beschlossen hatte, dass er vertrauenswürdig war. Und das, obwohl er unter all den verwöhnten Söhnchen hier eins der reichsten war. Seinem Vater gehörte eine Restaurantkette, die Filialen in fast allen Städten der Umgebung hatte. Er war in einem gigantischen Anwesen aufgewachsen und von den besten Kindermädchen aufgezogen worden. Shirley betrachtete seine schwarzen Schuhe. Feinstes italienisches Leder. Vermutlich. Was verstand sie davon? Genau: nichts.
Doch auf seine Art hatte Dom genau so viele Probleme wie sie. Die Mädchen mochten ihn, obwohl er nicht auf Mädchen stand und die Jungs waren sauer, weil die Mädchen hinter ihm her waren. Wenn die wüssten … Seit Valentin bei Luzia abgeblitzt war, weil die auf Dom stand, hatte der das halbe Hockeyteam als Feind. Und dann war Dom in einer Umfrage auch noch zum schönsten Jungen der Schule gewählt worden. Mit Abstand.
»Ich sag’s ihnen«, flüsterte er, als hätte er ihre Gedanken gehört. Sie musste nicht mal fragen, was, so oft hatten sie das Gespräch schon geführt. »Bald. Ich … ich muss mich nur erst mental vorbereiten. Ich will nicht, dass sie dich weiter so behandeln.«
»Mir ist egal, wie die mich behandeln.« Shirley grunzte undamenhaft. »Ich glaub kaum, dass die netter zu mir werden, wenn rauskommt, dass wir wirklich nur Freunde sind. Ich meine, wir sagen ihnen ja, dass da nichts zwischen uns läuft und sie glauben es nicht. Warum soll sich das ändern«, sie senkte die Stimme, »sobald du dich outest?«
Er schenkte ihr einen dankbaren Blick. Und stolperte. Einer der Hockeyspieler, die ihnen entgegenkamen, hatte ihn geschubst. Marten van Meddel. Sein Gesicht war zu einem höhnischen Grinsen verzogen.
»Weichei«, hörten sie im Vorbeigehen. »Schönling.«
Shirley wirbelte herum, aber Dom packte ihren Arm.
»Nicht«, warnte er. »Lass ihn reden, was er will. Mir ist nichts passiert und das ist er nicht wert.«
»Überhaupt nichts ist der wert«, knurrte Shirley. »Und er braucht ’ne Abreibung, sonst denkt er, er kommt immer mit dem Scheiß durch.«
»Eine Abreibung? So eine wie Daniele letztes Mal?« Dom zog sie mit sanfter Gewalt weiter. Marten und seine dämlichen Freunde, die ihm lachend auf die Schultern hauten, verschwanden um die nächste Ecke. »Ich will nicht, dass du schon wieder suspendiert wirst, Shirl.«
»War doch nur eine Woche«, sagte sie, obwohl er eigentlich recht hatte. Sie durfte ihr Abi nicht nochmal gefährden.
»Eine Woche und eine dreißigseitige Strafarbeit.«
»Über die Verbreitung der Pest auf der Seidenstraße. Das hat sogar Spaß gemacht. Genau wie Daniele das Buch auf die Nase zu hauen.«
»Das Buch? Das war die Herr-der-Ringe-Gesamtausgabe.« Dom schüttelte den Kopf. »Der kann froh sein, dass er noch ein Gesicht hat. Und alles nur, weil er mir ein Bein gestellt hat.«
»Vor der Treppe. Der hätte dir das Genick brechen können.«
»Dafür sind meine Reflexe zu gut«, sagte Dom gleichmütig. »Ich habe keinen Kratzer abgekriegt.«
»Ich versteh dich nicht.« Shirley war nicht ganz klar, ob sie Dom bemitleidete oder bewunderte. Vielleicht beides. »Wenn ich du wäre, würde ich jedem, der so einen Scheiß labert, die Nase brechen. Du machst doch Taekwondo, warum wendest du das nicht an?«
»Das wäre nicht sehr nett.«
»Nervensägen wie Daniele und Marten sind nicht nett. Ich bin nicht nett. Und du solltest auch nicht nett sein.«
»Eben hast du Gwen geholfen. Das war ziemlich nett, würde ich sagen.« Dom öffnete die Tür des Musikzimmers und sah sie an. Seltsamer Blick. Als wüsste er etwas, das sie nicht wüsste. So ein Blödsinn.
»Gar nicht«, motzte sie. »Ich wollte nur nicht, dass Wuller sie bis zum Gong anschreit. Das würde das Püppchen nicht verkraften.«
»Ach, das Püppchen ist ein Stehaufmännchen.« Dom warf sich auf seinen Platz und Shirley setzte sich neben ihn. »Und sie mag dich. Warum freundest du dich nicht mit ihr an? Dann hättest du es hier bestimmt leichter.«
»Nach unserem Referat? Niemals.« Shirley schleuderte ihren Collegeblock auf das Pult und lehnte sich in ihrem ergonomischen Stuhl zurück. Wie jeder Stuhl in der Wilhelmine-von-Grävenitz-Schule schmiegte er sich an ihren Hintern, als wäre er nur für ihn geschnitzt worden. »Wegen ihr habe ich eine Drei bekommen. Ich habe noch nie eine Drei bekommen.«
Dom schwieg. Eh besser, der Musiklehrer betrat gerade das Klassenzimmer. Trotz des trüben Wetters draußen war der Raum warm und gemütlich. Mit den hohen Fenstern und den weißen Vorhängen sah er eher wie ein Vortragssaal als wie ein Klassenraum aus. Die Luft roch nach altem Holz und Parkettpolitur.
Diese Drei würde sie Gwen nie verzeihen. Wenn die gelernt hätte … Wenn die ihren Teil erledigt hätte, hätte Frau Iretzka ihnen nicht diese beschissene Gemeinschaftsnote gegeben.
Mit neu entfachter Wut schaute Shirley zu Gwen hinüber, die gerade mit ihrer Freundin Emily redete und gleichzeitig kleine Zöpfchen in ihre Haare flocht. Der Musiklehrer ermahnte sie, zuzuhören. Gwen schaffte es, drei Minuten lang stillzusitzen, dann begann sie, auf ihrem Collegeblock herumzukritzeln. Shirley erkannte Herzchen und Blumen, die aussahen, als hätte ein Kindergartenkind sie gezeichnet. Ein verträumter Ausdruck war auf Gwens Gesicht erschienen.
Konzentrier dich, du Püppchen, dachte Shirley. Wir sind nicht zum Spaß hier.

Kapitel 17

»Hier, für euch.« Marc grinste breit und stellte je einen Becher Glühwein vor Shirley und Josh.
»Aber für jeden nur einen«, sagte Nils streng und setzte sich gegenüber. Marc warf sich so schwungvoll neben ihn, dass sein Tonbecher fast überschwappte.
Josh sah mit leuchtenden Augen auf seinen Glühwein. Weißer Dampf kringelte sich hoch, scharf und würzig duftend. Nelke und Zimt und Alkohol. Ziemlich viel Alkohol, wenn Shirley das mit ihrer begrenzten Erfahrung richtig einschätzen konnte.
»Ist das mit Schuss?«, fragte sie misstrauisch. Marcs Grinsen wurde noch breiter.
»Jupp. Nur das Beste für meine kleinen Geschwister.«
»Danke.« Josh strahlte.
»Bitte«, sagte Marc. »Ist dafür, dass ihr uns die Plätze freigehalten habt.«
»Wir sind minderjährig und sollten keinen harten Alkohol bekommen«, murrte Shirley. Nils brummte etwas Zustimmendes.
»Ach, das verfliegt eh bei der Hitze.« Josh setzte den Becher an den Mund und trank ihn in einem Zug halb leer. »Lecker!«
»Auf uns!« Marc hob seinen Becher. »Die beste Familie von Ebernau!«
»Auf uns!«
Die Becher klangen dumpf, als sie aneinanderstießen. Das Geräusch war so leise, dass man es kaum hörte. Dabei hatte die Band gerade Pause. Auf der mit Lichterketten geschmückten Bühne fanden die Umbauarbeiten statt. Doch auf den restlichen Festbänken saßen dichtgedrängt Leute, die halb in ihren Winterklamotten verschwanden und sich so laut unterhielten, dass ein beständiger Geräuschteppich entstand. Irgendwie beruhigend.
Shirley nestelte an ihren Ärmeln herum, damit die eisige Luft nicht mehr in den Spalt zwischen Jacke und Handschuh dringen konnte. Der Himmel über ihnen war schwarz. Die Stände waren so üppig mit bunten Lichtern geschmückt, dass man keine Sterne erkennen konnte.
So friedlich wie selten saßen die Winter-Geschwister unter den anderen Gästen und nippten an ihren Bechern.
»Wann fängt die Energizonic-Tour an?«, fragte Nils Marc.
»Am fünfzehnten. Das Hotel ist schon gebucht.« Er schüttelte den Kopf. »Flo hat sogar irgendein Restaurant gefunden, das wir unbedingt auskundschaften müssen.«
»Du meinst leerfressen«, sagte Nils.
»Das ist mein Plan.« Marc nahm einen Schluck Glühwein. »Flo ist auf der Suche nach neuen Gerichten für Maries Restaurant.«
Josh kicherte. Seine Wangen waren bereits gerötet und sein Tonbecher leer.
»Was hast du, Zwerg?« Marc hob eine Augenbraue.
»Du sprichst ihn so lustig aus.« Josh schüttelte den Kopf. Er machte seine Stimme weich wie Zuckerwatte. »Flooooo …«
Shirley prustete los. Ups. Wieso fühlte ihr Kopf sich so leicht an?
»Flooo …«
»Klappe, du Zwerg. Ich kann über meinen Freund reden, wie ich will.«
»Flooo«, säuselte Shirley, im Chor mit Josh. Dann schüttelte sie den Kopf. »Sei nicht so gemein zu Marc. Er ist halt verliiiebt.«
»Saupeinlich verliebt. In Flooo.« Josh kicherte und Shirley konnte nicht anders als mitzumachen.
»Was zur Hölle hast du in den Glühwein gemixt?«, fragte Nils Marc.
»Nur Korn.« Marc wirkte verstimmt. »Wusste ja nicht, dass die beiden Jungfrauen gleich anfangen zu nerven. Kriegt erst mal selbst wen ab, bevor ihr euch über andere Leute lustig macht.«
Josh verzog das Gesicht. Er hasste es, wenn Marc ihn so nannte. Vor allem, weil es stimmte. »Ich arbeite daran«, brummte er. »Und Shirley auch.«
Was? Shirley packte ihren Becher fester.
»Was?!« Ihre großen Brüder sprachen so gleichzeitig, wie sonst nur sie und Josh. Ups. Plötzlich durchbohrten zwei Paar hellgrüne Augen sie von der anderen Seite des Tisches aus.
»Gar nicht«, behauptete sie und versuchte, sich hinter dem Glühweinbecher zu verstecken. Dieser dämliche Josh! »Da ist niemand.«
»Niemand. Absolut niemand.« Josh nickte hastig. Schuldbewusstsein erfüllte sein Gesicht. Mist, der war der schlechteste Lügner, den sie kannte. Noch grottiger als sie und Dom.
»Shirley.« Nils nahm ihr den Becher aus der Hand. Toll, nun hatte sie nicht mal mehr was zum Festhalten. »Gibt es da jemanden?«
»Neinnein. Gib mir den Wein zurück.« Sie angelte danach, aber er hielt ihn über ihren Kopf. Keine Chance. Nils‘ Arme waren einfach zu lang. »Mann, Nils, seh ich aus, als wäre ich hinter irgendwem her? Dafür kennst du mich doch zu lange, oder?«
»Sie war in letzter Zeit anders. Noch seltsamer als sonst.« Marc kratzte sich am Kinn. Sie saßen ihr gegenüber wie zwei Polizisten beim Verhör. Zwei blonde Riesen.
Guter Cop, böser Cop, dachte sie und unterdrückte ein Kichern. Nur dass beide böse aussahen. Normalerweise war Nils der Verständnisvolle.
»Raus mit der Sprache«, verlangte Nils. »Wer ist es?«
»Niemand.« Shirley verschränkte die Arme, was in der dicken Winterjacke gar nicht so leicht war. »Da ist keiner.«
»Ich wette, es ist Dom«, sagte Marc nachdenklich. »Den sollten wir uns mal vornehmen.«
»Sollt ihr nicht«, fauchte sie.
»Doch, ich glaube, das ist eine gute Idee.« Nils reichte ihr den Becher zurück und machte Anstalten, aufzustehen. »Ich hab ihn vorhin bei der Schießbude gesehen.«
»Ihr bleibt sitzen!« Shirleys Stimme schallte über den ganzen Platz. Oh. Gespräche verstummten. Immerhin blieben Marc und Nils, wo sie waren. »Bleibt sitzen«, wiederholte sie leiser. »Wenn ihr Dom auch nur ansprecht, rede ich nie wieder ein Wort mit euch, ist das klar? Nie wieder.«
»So wichtig ist dir der Schönling?« Marc rümpfte die Nase. »Der ist doch nichts für dich. Wenn der dir das Herz bricht …«
Statt weiterzureden, ließ er die Knöchel knacken. Nils schaute, als stellte er sich gerade vor, Doms Genick zu brechen wie einen trockenen Zweig.
»Der bricht mir nicht das Herz«, zischte sie. »Und jetzt hört auf, euch wie Dorftrottel zu benehmen. Das ist meine Sache und … Warum regt ihr euch nicht über Josh auf? Der ist schließlich auch hinter irgendwem her.«
»Das klappt doch eh nicht.« Marc winkte ab.
»Hey!« Josh knallte seinen leeren Becher auf den Tisch.
»Shirley, du bist unsere Schwester.« Nils klang trügerisch sanft. »Wir müssen dich beschützen.«
»Einen Scheiß müsst ihr.« Sie stieß ein Knurren aus. Gut, so langsam wurde sie wütend auf die beiden Trottel. Und auf Josh auch, den Verräter. »Ihr müsst mich nicht anders behandeln als ihn! Das ist total sexistisch!«
»Wir behandeln dich nicht anders, weil du ein Mädchen bist«, sagte Nils. Er versuchte, aufrichtig zu schauen, aber das misslang. »Du bist halt zarter und … äh, schwächer und … sensibler als …«
Marc prustete los. Dieser Depp. Josh kicherte und selbst auf Nils‘ Gesicht breitete sich ein Grinsen aus.
»Ach ja, die arme, sensible Shirley.« Marc klang, als hätte er Schluckauf. »So schüchtern und verletzlich. Ein zartes, zartes Reh …«
»Arschkopf.« Shirley packte ihren Becher und trank ihn mit einem Zug leer. Der Alkohol stieg ihr sofort in den Schädel. »Dass ich bin, wie ich bin, liegt vielleicht daran, dass ich mich immer gegen euch Trottel wehren musste.«
»Stimmt, das war ganz furchtbar.« Marc sah sie übertrieben mitleidig an. »Weißt du noch, wie du mir die heiße Suppe in den Schoß gekippt hast, weil ich dich Brillenschlange genannt habe? Das war bestimmt schrecklich für dich.«
»Ja. War es.« Sie schob die Unterlippe vor.
Josh lächelte selig vor sich hin. »Das war super.« Nils‘ Blick fixierte ihn.
»Josh, trink was.« Er hielt Josh seinen eigenen Becher hin, der immer noch halb gefüllt war. Glücklich griff Josh danach. Bevor Shirley es verhindern konnte, hatte er den Inhalt in sich hineingekippt.
»Ich hol mehr Wein«, sagte Marc.
»Sitzenbleiben«, fauchte Shirley. »Ihr füllt nicht meinen eigenen Bruder ab, damit er euch verrät, mit wem ich rumgeknutscht habe!«
»Rumgeknutscht!« Nils und Marc sahen sie an, als wären sie zwei Klosterschwestern, vor denen sich ein Exhibitionist entblößte. Die Heuchler. »Mit wem hast du rumgeknutscht?«
»Ich bin fast achtzehn, ihr Pfeifen«, knurrte sie. »Ich kann rumknutschen, mit wem ich will.«
»Wir reden mit Dom«, sagte Nils und legte die Hände auf den Tisch.
»Es ist nicht Dom!«, brüllte sie.
»Es ist überhaupt kein Junge«, lallte Josh. Shirley hielt ihm den Mund zu, aber der Schaden war angerichtet. Ihre blöden großen Brüder verharrten.
»Oh, gut«, sagte Marc und atmete aus. »Noch ’ne Runde?«
»Wer ist es denn?« Wieso klang Nils jetzt wieder wie der liebe, verständnisvolle große Bruder, der er sein sollte? Und warum schaute der so erleichtert? »Kennen wir sie? Ist sie von deiner neuen Schule?«
»Nein. Und ich erzähl euch gar nichts.«
»Okay.« Nils zuckte mit den Achseln. »Du kannst darüber reden, wenn du so weit bist.«
»Warum bist du auf einmal so nett?«, fragte sie. »Was ist besser an einem Mädchen als an einem Jungen?«
»Ein Mädchen kann dich nicht schwängern«, sagte Marc. Das war immerhin logisch. »Noch mal Glühwein für alle außer Josh?«
»Hey!« Josh sah ihn strafend an und schwankte. »Ich kann so viel trinken wie ich will.«
»Nicht, wenn ich zahle.« Marc grinste. »Du kriegst ’nen Kinderpunsch.« Und schon war er in der Menge verschwunden.
»Ich geh nachher auf eine Chaletparty.« Josh sah die Tischplatte an, als wäre sie schuld an allem. »Da krieg ich Bier und Glühwein ohne Ende.«
»Aber kotz nicht auf den Küchenboden, wenn du heimkommst«, sagte Nils. »Ich hab genug davon, euch hinterherzuputzen.«
»Müsstest du nicht, wenn du dir endlich eine eigene Wohnung suchen würdest«, murrte Josh. »Wann hab ich mein Zimmer eigentlich wieder für mich? Und wieso wohnst du nicht in Henrys Chalet?«
»Das hat er vermietet und das habe ich dir schon erklärt, Saufnase.« Nils blickte auf seine Hände. Sein Gesichtsausdruck verdüsterte sich. Er atmete tief ein. »Ich … also ich warte noch mit dem Suchen, bis ich weiß, wie groß meine Wohnung sein muss.«
»Wie groß … Adoptiert ihr etwa ein Kind?«, fragte Shirley.
Schmerz zuckte durch Nils‘ Züge. »Ne, ich … Ach, ist egal.«
»Ist nicht egal.« Sie packte seine Hand. »Ist was passiert? Kommt Henry an Weihnachten?«
»Er sagt, er kommt.« Nils entzog seine Hand nicht. Mit der anderen rieb er sich über die Nasenwurzel. »Ich denke, dann tut er das auch.«
»Du denkst …« Josh legte den Kopf schief und wäre fast von der Bank gefallen. »Warum sollte er nicht kommen?«
»Ich weiß nicht.« Nils kratzte sich mit der freien Hand unter der dicken Wollmütze. »Er ist … Es kam raus, dass sein Onkel ein paar schlechte Anlagen gemacht hat und … Henry meinte, er muss unbedingt vor Ort in München sein und retten, was zu retten ist. Und da ist er jetzt halt. Seit Wochen.«
»Ach, deshalb kommt er nicht mehr her.« Shirley betrachtete Nils‘ besorgtes Gesicht. »Du hast nur gesagt, er hätte noch zu tun.«
»Viel mehr erklärt er mir auch nicht«, sagte Nils. »Nur, dass er zu tun hat und alles kompliziert ist und … dass er ständig abgelenkt ist. Wir reden kaum noch. Weihnachten wird alles besser, meint er. Dann hat er das Schlimmste hoffentlich geschafft.«
»Dann ist ja gut.«
»Er kommt Weihnachten bestimmt her«, sagte Josh. »Er ist doch immer mitgekommen.«
»Ja.« Nils sah auf seine Hände. »Ich weiß nicht, ob ich mir nur blöde Sorgen mache oder ob da echt was ist. Wir haben uns gestritten, bevor er gefahren ist, wegen den blödesten Kleinigkeiten. Keine Ahnung, ob er wirklich nur gestresst ist.«
»Was soll denn sonst sein?«, fragte Shirley.
»Nichts weiter. Er würde ja nicht … Es ist nicht mehr wie früher, seit er in München ist und ich hier. Er fehlt mir.«
»Dann sag ihm das«, sagte Josh. »Oder fahr rüber, so wie früher.«
Nils räusperte sich. »Er arbeitet rund um die Uhr, um das Geld irgendwie wiederzubekommen. Als ich das letzte Mal da war, haben wir uns nur zum Essen gesehen, und dazu musste ich ihn zwingen. Er hat einfach … gar keine Zeit mehr und ist ständig nur genervt und … Ich weiß nicht.«
Shirley und Josh sahen ihn stumm an. Sie waren eindeutig die Falschen für Beziehungsratschläge.
»Ist auch nicht schlimm«, sagte Nils. Eine glasklare Lüge. Der schaute drein, als hätte man ihm einen Arm amputiert. »Das pendelt sich schon wieder ein. Und dann sehen wir weiter. Ob er wieder öfter herkommt oder … nicht.«
»Warum soll er denn nicht wollen?«, fragte Shirley.
»Na, es geht schon viel länger, als Nils dachte«, sagte Josh und sah nachdenklich aus. »Oder? Und wenn Henry sich nicht auf seinen Onkel verlassen kann, wird er dauernd in München sein müssen, um sich um die Geschäfte zu kümmern. Nils macht sich bestimmt Sorgen, dass das für immer so weitergeht.«
»Gar nicht«, brummte Nils. »Es ist bestimmt … bestimmt bald alles wieder in Ordnung.« Mist. Seinem Gesichtsausdruck nach hatte Josh genau ins Schwarze getroffen.
»Dann ruf ihn doch einfach an und frag ihn, ob er …«, begann Josh, aber er wurde unterbrochen.
Ohrenbetäubender Lärm erklang. Oh nein. Zwei abgewrackte Gestalten torkelten auf die Bühne und droschen auf ihre Akkordeons ein.
»Tach zusammen und frohen Weihnachtsmarkt!«, grölte der Blonde. Seine rote Nase leuchtete heller als die der Plastikrentiere links und rechts vom Bühnenrand. »Wir sind Didi und Waldi und zusammen sind wir Die Möbelpacker!«
»Die einzige Band aus Ebernau, die je einen Nummer-Drei-Hit in der Schlagerparade hatte!« Der Dunkelhaarige mit dem grauenvollen Schnauzer drängte seinen Kollegen zur Seite. Es hätte unmöglich sein sollen, aber er war noch besoffener als der Blonde. »Und jetzt kommt unser größter Hit: Coole Kissen!«
Das Akkordeon setzte ein. Jubel ertönte von einigen Tischen, peinliches Schweigen von anderen.
»Wenn ich dich seh, dann denk ich an ein Sofa«, grölte Waldi ins Mikro, »denn deine Kissen sind so wunderschön!«
»Coole Kissen! Coole Kissen!«, setzte Didi punktgenau ein.
Glühwein und Kinderpunsch wurden auf den Tisch geknallt. Marc nahm Platz, das Gesicht angewidert verzogen.
»Wer lässt die denn jedes Jahr raus?«, fragte er, den Blick nicht von Didi lassend, der schunkelnd über die Bühne stolperte.
»Sie sind die größte Band, die Ebernau hat«, sagte Nils und schüttelte den Kopf. Er griff nach dem Glühwein, als wäre er sein Lebensretter. Dabei trank er sonst fast nichts.
»Erbärmlich.« Marc schnaubte. »Trink deinen Punsch, Joshi.«
»Einen Scheiß mach ich.«
Und dann stritten die beiden sich, wie immer.

 

Neu: Horrorhamster (a.k.a. Ebernau 2 a.k.a. Marc)

Früher als geplant habe ich Marc und Flo auf die Welt losgelassen. 🙂 Amazon war diesmal so schnell, dass das E-Book schon eine Stunde später da war. Diesmal funktioniert alles, sogar der Blick ins Buch ist schon da. Ich bin begeistert! 🙂 Und das ist der Klappentext:

Rückkehr nach Ebernau
Marc Winter kommt mit so ziemlich allem klar. Weder seine nervige Familie noch sein peinlicher Nebenjob können ihm den Tag versauen. Denn Marc hat ein Ziel: Er will Profi-Snowboarder werden, und zwar so schnell wie möglich. Am besten sofort, aber mindestens, sobald er den Ebernau-Cup gewonnen hat!
Der Einzige, der ihm den Sieg streitig machen könnte, ist Flo, das reiche Muttersöhnchen, das seit ihrer ersten Begegnung seinen Spott abbekommt. Blöd nur, dass Marc plötzlich unerwartete Gefühle für Flo entwickelt. Noch blöder, dass Flo schon vergeben ist. Und am Allerblödesten, dass Marc beginnt, seine Karriere zu vernachlässigen, weil ihn Flo ablenkt.
Selbst Marc Winter weiß bald nicht mehr, was er tun soll. Und wie sieht es überhaupt mit Flos Gefühlen aus?

Enthält Hamster. Nein, wirklich. Außerdem dümmliche Spitznamen, alte Feindschaften und Homoerotik.

 

Und hier sind die ersten Kapitel:

1. Prolog

»Was willst du denn hier?«, war das Erste, was Marc Winter je zu ihm sagte. Flo wusste nicht, was er darauf antworten sollte.
»Ich, also …«, begann er und hatte keine Ahnung, wie er weitermachen sollte. »Kennen wir uns?«
Hellgrüne Augen durchbohrten ihn. Selbst mit dreizehn sah dieser blonde Typ schon so arrogant aus wie ein uralter englischer Lord. Alle normalen Dreizehnjährigen waren wie Flo: unsicher, ungelenk und verpickelt. Na ja, vielleicht nicht ganz so unsicher wie Flo. Er war, wie stets, ein besonders erbärmliches Exemplar der Spezies »Junge«.
»Ich weiß, wer du bist«, sagte der Blonde und schnaubte verächtlich. »Du Schwächling. Du bist ihr Sohn.«
»I-ihr …« Flo verstummte. Jeder in Ebernau wusste, wer seine Mutter war, aber normalerweise bekam er deshalb keinen Ärger. Eher Bewunderung. Seine Mutter war das Mädel aus dem Fleischhauerviertel, das den reichsten Mann der Gegend geheiratet hatte. Die härteste Arbeiterin von ganz Ebernau. Marie, die inzwischen zwölf Chalets und ein Restaurant besaß.
Flo machte einen Schritt zurück. Der Blonde folgte ihm. Flos Kniekehlen stießen gegen eine der Holzbänke, in die Generationen von Skischülern ihre Initialen gekerbt hatten. Diese Hütte hatte mehr Kerben als glatte Stellen. Die rot-gelben Banner des Wintersportvereins verdeckten die schlimmsten Macken, aber es war offensichtlich, dass die Wände so alt und verbraucht waren wie die kalte Luft. Die elf Jungs und Mädchen, die sich hier versammelten, wirkten in der Umgebung wie blankpoliert. Ihre neuen Snowboard-Anzüge leuchteten vor den dunklen Wänden.
Nur der komische Junge, der Flo anfeindete, trug eine grüne Jacke, der die Hälfte der Knöpfe fehlte. Ihr Kragen war speckig und auf dem linken Ärmel prangte ein verwaschener Fleck. Der Kerl hätte schäbig ausgesehen, wenn sein hübsches Gesicht nicht gewesen wäre. Flo war sich noch nicht zu hundert Prozent sicher, dass er auf Jungs stand. Aber er musste jetzt schon zugeben, dass dieser Idiot ein gutaussehender Idiot war. Und ein Arschloch, offensichtlich.
»Gibst du zu, dass du ihr Sohn bist?«, fragte das Arschloch herausfordernd.
Flo ballte die Fäuste. Sie zitterten. Ja, er war schüchtern. So schüchtern und scheu, dass er sich kaum traute, mit Fremden zu sprechen. Doch selbst seine Geduld hatte Grenzen. Beleidigte dieser Trottel seine Mutter?
»Hast du ein Pro-problem mit meiner Mutter?«, fragte er den Blonden. Der schnaubte schon wieder. Ein fieses Lächeln huschte über seine Mundwinkel.
»Stotterst du auch noch?« Er verdrehte die Augen. »Nur dass du’s weißt: Deine Mutter hat meiner Mutter vor siebzehn Jahren die Skiköniginnenkrone geklaut. Sie wär’s garantiert geworden, wenn deine Alte nicht mit dem Richter angebandelt hätte.«
»Was? Das, äh, höre ich zum ersten Mal.« Flo straffte sich. »Und selbst wenn, was ist das für ein blöder Grund? Das ist ewig her. Vor siebzehn Jahren waren wir beide noch nicht geboren.«
»Waren wir beide noch nicht geboren«, höhnte der Arschlochidiot. »Das ist egal. Meine Familie vergisst nie, merk dir das.«
»Deine Familie?« Flo starrte ihn an. »S-seid ihr berühmt oder so? Wieso hab ich dich dann noch nie gesehen?«
Er hörte ein leises Kichern aus der Gruppe. Er sah, dass die Ohren des Blonden einen leichten Rotton annahmen. Die hellgrünen Augen verengten sich zu Schlitzen. Hätte Flo weiter zurückweichen können, hätte er es getan. Fast rechnete er mit einem Schlag. Bebend beobachtete er die Fäuste seines Gegners, die in schäbigen Handschuhen steckten.
Aber der Idiot wirbelte herum.
»Wer hat gelacht?«, rief er. Niemand antwortete. Alle starrten ihn an.
Was für ein Psychopath, dachte Flo.
Er zuckte zusammen, als der Trottel sich ihm wieder zuwandte. Er deutete auf Flos 450-Euro-Skijacke, als könnte sein Zeigefinger Laserstrahlen darauf abschießen.
»Dich mach ich fertig«, knurrte der Blonde.
»Was?« Flo sah sich panisch nach ihrem Trainer um. Aber der stand noch vor der Hütte und besprach die letzten Kleinigkeiten mit seinem Praktikanten. Flo begann zu bereuen, dass er sich für diesen Workshop angemeldet hatte.
»Mann, guck nicht so blöd.« Der Idiot verzog das Gesicht. »Ich hau dich doch nicht. Meinst du, ich hab’s nötig, Schwächlinge zu verprügeln? Ne, da draußen mach ich dich fertig. Auf dem Board. Deine teure Ausrüstung wird dir ’nen Scheiß bringen.«
Wut brodelte in Flo hoch.
»Was ist dein Problem? Ich hab dir nichts getan. Ich … ich kenne dich doch gar nicht.«
»Wirst du aber. Mich kennenlernen, meine ich.« Der blonde Trottel grinste breit. Spitze Eckzähne funkelten. »Auf der Piste bin ich der King. Wirst schon sehen.«
»Werd ich nicht«, sagte Flo, weil ihm nichts Besseres einfiel. Dann hatte er einen Geistesblitz, endlich. »Weil … ich dich so weit hinter mir zurücklasse, dass ich dich gar nicht sehen kann.«
»Ach ja?« Das Grinsen wurde breiter. »Das finden wir gleich raus.«
»Ja. Finden wir.«
Und jetzt? Flo war keinen Streit gewohnt. Er war schließlich ein Einzelkind, verdammt! Glücklicherweise schien es das gewesen zu sein. Der Blonde drehte sich um, stapfte auf die entgegengesetzte Seite des Raums und ließ sich zwischen zwei anderen Jungs auf eine der Holzbänke fallen. Die klatschten ihn ab, als hätte er gerade irgendetwas gewonnen.
»Idiotisch«, murmelte Flo. Er kannte sich so gar nicht. Sonst war er viel zu unsicher, um sich zu zanken. Was hatte dieser Proll an sich, das ihn so wütend machte?
»Es liegt nicht an dir«, sagte ein dunkelhaariges Mädel neben ihm. Allerdings so leise, dass der Blonde sie nicht hören konnte. »Der ist immer so. Ein Volltrottel.«
»W-wer ist das überhaupt?«, fragte Flo.
»Marc Winter.«
Oh. Ja, von Familie Winter hatte er gehört. Das ließ sich in einer Kleinstadt mit Dorfcharakter nicht vermeiden, selbst, wenn man die Privatschule am anderen Ende der Stadt besuchte. Marc musste in einem der ärmeren Viertel zur Schule gehen, an einem Ort, an dem einem offensichtlich keine Manieren beigebracht wurden.
Flo schwor sich, Marc Winter Schnee fressen zu lassen, wenn er an ihm vorbeizog. Er würde ihn schlagen, ganz fair. Da draußen. Der Kerl würde nicht wissen, was ihn erwischt hatte.
Leider kam es anders. Marc Winter, der arrogante Angeber in den ärmlichen Klamotten, war der beste Snowboarder, den Flo je erlebt hatte. Es dauerte Jahre, bis er ihn einholte. Und noch länger, bis sie zum ersten Mal ein freundliches Wort miteinander wechselten.

Fünf Jahre später

2. Ein Scheißjob

»Ich würde mich so gern wieder verlieben«, seufzte seine Mutter und stützte den Kopf in die Hände.
Sie lehnte an dem mit Brotkrumen übersäten Tisch wie eine jungfräuliche Prinzessin, die gleich ein Lied über die wahre Liebe anstimmen würde, zusammen mit einem Chor aus Vögeln, Mäusen und Kaninchen. Nun, Mäuse hatten sie hier tatsächlich ab und zu. Abgesehen von denen würde sie mit Lebensmittelmotten vorliebnehmen müssen.
Gerade waren die einzigen Geräusche allerdings das Knarzen des alten Hauses und das Klappern des Geschirrs. Der Geruch von Kaffee und frischem Brot lag noch in der heizungswarmen Luft.
»Richtig verlieben, wisst ihr?«
Marc und Josh sahen sie ungläubig an. Shirley fuhr damit fort, den Tisch abzuräumen, während sie ein Buch auf dem Unterarm balancierte, in das sie vollkommen vertieft war.
»Warum?«, fragte Josh, der Spätzünder. Marc bezweifelte, dass der mit fünfzehn schon herausgefunden hatte, was Mädchen waren. »Du warst doch schon verliebt.«
»Einmal ist nicht genug«, sagte ihre Mutter und seufzte erneut. Noch prinzessinnenhafter. »Selbst zweimal nicht.«
»Wie oft denn dann?«, fragte Marc misstrauisch. »Ne, warum lässt du es nicht einfach? Nachher kriegst du dann noch so eine nervige Blage, um die ich mich kümmern muss.«
»Du kümmerst dich überhaupt nicht!«, motzte Josh. Sein sommersprossiges Gesicht drückte Unmut aus. »Die Wohnung ist ein Saustall und kochen kannst du auch nicht. Seit Nils in Köln ist, geht hier alles den Bach runter.«
»Koch du halt«, sagte Marc. »Wenn du so darauf stehst.«
»Bitte nicht«, riefen seine Mutter und Shirley im Chor.
»Ich koche super«, behauptete Josh. Marc schnaubte.
»Stimmt, die Honigzwiebeln in Marmeladensauce gestern waren scheiß-delikat.« Er würgte.
»Ich versuch’s wenigstens!«, rief Josh. Er warf die Hände in die Luft. »Und ich erledige meine Aufgaben. Du schwänzt den Putztag dauernd für dein blödes Training!«
»Hey, ich bin so knapp davor, Profi zu werden.« Marc hielt Daumen und Zeigefinger Millimeter voneinander entfernt. »Ich hab keine Zeit für …«
»Ich sagte, ich würde mich gern wieder verlieben«, drängte seine Mutter sich dazwischen. Sie räusperte sich vernehmlich. »Immer nur zuhause hocken und mich um euch zu kümmern, das ist nichts für mich. Ich bin eine leidenschaftliche Frau.«
Josh sah sie entsetzt an.
»Romantische Liebe endet stets im Desaster«, behauptete Shirley, die davon noch weniger verstand als Josh. Niemand außer Marc verstand etwas davon. Er war bestimmt der Einzige im Raum, der in diesem Jahr schon jemanden flachgelegt hatte. Hoffentlich. Er hatte keine Ahnung, was seine Mutter so mit ihren erwachsenen Skischülern trieb.
»Ach, davon verstehst du nichts, Shirley«, sagte Jennifer Winter und verdrehte die Augen. »Ich meine, natürlich stimmt das, aber … lass deiner alten Mutter doch die Hoffnung auf etwas Romantik. Auf etwas Abwechslung.«
»Du bist nicht alt«, sagten die Zwillinge pflichtschuldig. Marc schwieg. Seine Mutter war vierzig, das war schließlich uralt!
»Und wozu soll dieses Verlieben gut sein?«, fragte Marc.
Sie schnaubte leise. »Das verstehst du nicht, Kleiner. Dafür bist du viel zu egozentrisch. Sich zu verlieben, das … Also dieser Moment, wo es passiert, der Moment, in dem man seinem Traummann in die Augen sieht, das ist …« Sie überlegte. »Das ist, als würde eine Konfettibombe in einem explodieren. Boom!« Sie warf die Arme in die Luft.
»Boom!«, rief Josh, der immer für Explosionen zu haben war.
»Konfettibomben gibt’s nicht«, murrte Marc.
Seine Familie war so bescheuert. Er schüttelte den Kopf und marschierte aus der Küche. Im Bad hatte er endlich Ruhe. Unter der funzligen Deckenlampe stylte er sich die Haare, bis er noch besser aussah als sonst. Als Einziger seiner Geschwister hatte er Mamas gutes Aussehen geerbt. Nils war ein Schrank, Josh ein Bubi und Shirley hätte selbst ohne Brille wie ein Bücherwurm ausgesehen. Aber Marc war der schönste Mann von Ebernau. Mindestens.
Und er wurde immer schöner. Mit achtzehn hatte er auch den letzten Rest Babyspeck verloren und seine Wangenknochen traten klar hervor. Zufrieden betrachtete er die harte Linie des Kiefers und seine breiten Schultern. Er grinste sich in dem halbblinden Spiegel an, bis er rüde von Shirley unterbrochen wurde, die an die Tür hämmerte.
»Geh endlich zu deinem blöden Job! Ich muss aufs Klo!«
Marc ließ sich extra lange Zeit dabei, die Tür zu öffnen, und dachte sehnsüchtig an den Tag, an dem er eine eigene Wohnung haben würde. Bald. Nach dem Ebernau-Cup in zwei Wochen war alles möglich. Wenn er den gewann, waren all seine Träume in Reichweite.
»Na endlich!« Shirley schubste ihn grob zur Seite. Erstaunlich kräftig für so ein mageres Vögelchen.
»Nerv nicht, Streberschlange«, motzte er.
»Bist ja nur neidisch, Hohlkopf.« Die Tür fiel krachend ins Schloss. Der Schlüssel drehte sich quietschend.
»Auf dich?« Marc lachte höhnisch. »Ich bin bald der beste Snowboarder der Welt und du kannst froh sein, wenn ich dann noch mit dir rede!«
»Infantil bist du!«, rief sie, was immer das heißen sollte.
Marc schüttelte den Kopf und ging zurück in die Küche. Sie sah wirklich saumäßig aus. Die Wandbords, Kerzenständer und Tonfiguren waren von einer dicken Staubschicht bedeckt und die Mülleimer quollen über. Er spürte Steinchen und Brotkrumen unter den Fußsohlen. Aber wann sollten sie auch putzen? Sie alle hatten Jobs, die Zwillinge zusätzlich Schule und Marc steckte mitten im härtesten Training seines Lebens. Und im absolut dämlichsten Job, den er je gehabt hatte. Wenn der nicht erstaunlich gut bezahlt gewesen wäre, hätte er sich nie dazu herabgelassen.
»Ich hau ab«, verkündete er und winkte Josh und seiner Mutter zu, die gerade den Tisch putzten.
»Was?« Josh fuhr hoch. »Hilf gefälligst mit! Du bist mit Spülen dran!«
»Keine Zeit. Mach ich heute Abend.«
»Machst du nicht!« Joshs Gesicht war rot vor Wut. »Machst du nie!«
»Wenn du so sicher bist, kannst du dich ja drum kümmern.« Marc zuckte mit den Achseln.
»Marc Anselm Winter!« Seine Mutter stützte die Hände in die Hüften. »Du spülst, oder es gibt Ärger!«
Marc knurrte leise. »Aber der Meirle feuert mich, wenn ich zu spät komme. Willst du, dass ich meinen Job verliere?«
Ihre Miene war eine wütende Fratze unter dem roten Schopf. So würde sich bestimmt niemand in sie verlieben.
»Dann halt heute Abend«, blaffte sie. »Aber dann wirklich!«
»Ja, klar.« Marc schlenderte in den Flur und zog sich die Schuhe an.
»Marc!«
»Ja, verdammt! Dann mach ich das halt!« Würde er nicht. Heute Abend war eine Party auf dem Hang und er würde direkt nach dem Training dort hingehen. Auch wenn er nicht lange bleiben und kaum etwas trinken konnte. Training war Training und seine Karriere ging vor.
Schwungvoll warf er die Tür hinter sich zu. Nicht nur, weil er genervt war, sondern auch, weil das blöde Teil sonst nicht im Schloss blieb. Ihr Haus wurde mit jedem Jahr baufälliger. Er sah zurück auf das windschiefe, zweistöckige Gebäude. Sein Zuhause, seit er denken konnte. Und doch hätte er alles dafür gegeben, auszuziehen. Irgendwohin, wo man abends ein Mädel mitnehmen konnte. Ein schickes Apartment vielleicht. Ein Loft, ein Chalet. Weiter oben am Hang wimmelte es von den Dingern. Aber die gehörten den reichen Touristen und den paar Ebernauern, die genug Kohle dafür hatten. Flos Mutter zum Beispiel.
Marc schwang sich auf sein Fahrrad und sauste los. Der eisige Wind schlug ihm ins Gesicht. Es prickelte wie Nadelstiche. Ekelhaft. Warum zur Hölle musste er sich dazu herablassen, diesen idiotischen Job zu machen? Flo arbeitete nicht. Der hatte, genau wie er, im Sommer sein Abi gemacht. Aber soweit Marc das aus der Ferne beurteilen konnte, tat er nichts. Na, außer snowboarden. Sonst wäre er nicht so gefährlich nah an Marc herangekommen.
Wie kam das überhaupt? Seit einem Jahr waren sie plötzlich ernsthafte Konkurrenten. Wie hatte Flo soviel besser werden können, obwohl Marc ihn sonst immer besiegt hatte? Er hatte sogar den Tetramin Plus-Cup gewonnen und Marc war nur Zweiter geworden.
Leise brummelte er in seinen Schal hinein. Wut stieg in ihm auf, als er daran dachte. Heiße Wut. Dieser reiche Nichtsnutz! Alles, was der besaß, hatten seine Eltern bezahlt. Die Klamotten, die Snowboards, die Privatschule … Alles. Der musste nie durch die Kälte radeln, kaum, dass die Sonne aufgegangen war, um einen total erniedrigenden Job zu machen. Nur, damit seine Familie durch den Winter kam, ohne, dass ihnen die Heizung abgedreht wurde.
Marc kreuzte die Hauptstraße, wich zwei Porsches aus, die empört hupten und riss das Lenkrad hoch, um auf dem Bürgersteig weiterzufahren. War eh kaum einer unterwegs um die Zeit. Schwächliche Morgensonnenstrahlen brachten die vereisten Straßenlaternen zum Glitzern. Bunte Banner flatterten über ihm.
»Ebernau-Cup« stand darauf geschrieben. So ein Glück, dass der erste wichtige Wettbewerb in diesem Jahr in seiner Heimat stattfand. Nur die Qualifikation würde in Greilbergen sein, warum auch immer. Egal. Bald. Bald würde er ein Profi sein. Sein Trainer meinte, wenn er hier gewann, würden die großen Sponsoren nicht auf sich warten lassen.
Er wich drei Mülleimern aus und raste um die Ecke. Fast wäre er gegen einen gigantischen Blumenkübel gestoßen, der um diese Jahreszeit nur mit Plastiklilien gefüllt war. »Skibekleidung Hohenheim« stand in goldenen Buchstaben darauf. Er war im Touristengebiet angekommen. Abgase und teures Parfüm verpesteten die Luft. Edle Sonnenbrillen funkelten auf den Nasen der Frühaufsteher, die jetzt schon zum Lift schlenderten. Er fuhr ein wenig vorsichtiger. Jeder, den er hier umnietete, würde ihn verklagen. Hundertprozentig.
Über ihm erhob sich die schneebedeckte Bergkette. Winzige Punkte rasten herunter: Skifahrer und Snowboarder. Der gigantische Skilift sah von hier aus wie ein Spielzeug. Später würde er auch da hoch fahren. Sein Herz schlug schneller, sobald er daran dachte. Wenn er nur jetzt schon … Aber er hatte etwas zu erledigen.
Schwungvoll bog er in die Gasse neben dem Rathaus ein. Er pfefferte sein Rad in den Fahrradständer, schloss es ab, obwohl niemand das Schrottding klauen würde, und öffnete die messingverzierte Tür des Nebeneingangs. Zwei Stufen auf einmal nehmend, rannte er die rot ausgelegte Treppe hoch. Er roch altes Holz, staubigen Teppich und frischgedruckte Plakate.
»Du bist zu spät!«, begrüßte Bianca ihn, als er durch die Tür kam. Aber sie lächelte. Natürlich. Frauen lächelten immer, wenn sie ihn sahen. »Der Meirle wird ganz schön sauer auf dich sein.«
»Wegen fünf Minuten?«, fragte er und marschierte zum Spind der Schande. »Wenn ich meinen Charme spielen lasse, kann ich demnächst ’ne Viertelstunde zu spät kommen.«
»Probier’s mal.« Sie lachte glockenhell. Mary fiel ein.
Sie waren zu dritt in dem fensterlosen Raum, der mit »Ebernau-Cup«-Wimpeln, Postern und Fähnchen vollgestopft war. Die beiden würden heute die letzten Plakate anbringen. Ein Job, den Marc auch gemacht hätte, wenn er nicht einen besser bezahlten gehabt hätte.
Er spürte ihre Blicke, als er sich die Klamotten vom Leib riss. Als er nur noch im Slip dastand, drehte er sich zu ihnen um. Lächelnd spannte er den Bizeps an.
»Das gefällt euch, was?« Er grinste.
Mary lief rot an, aber Bianca nickte kichernd. Die beiden waren nur ein Jahr älter als er, oder? Würden sie heute Abend auf der Party sein? Vielleicht hatte eine von denen eine eigene Bude. Einen Ort, den er nicht mit Josh teilen musste. Seine letzte Freundin hatte ihn immer in ihr Zimmer schmuggeln müssen und das war mehr als einmal schiefgelaufen.
Marc atmete tief ein und öffnete den Spind. Sofort sank seine Laune ins Bodenlose.
»Na dann«, knurrte er leise. Er vernahm schon wieder Kichern und diesmal nervte es gewaltig.
»Viel Erfolg, Hamsterbäckchen«, sagte Bianca.

Zehn Minuten später hätte er die ganze Welt erwürgen können. Schwitzend stand er in der Fußgängerzone, und versuchte, reichen Touristen Flyer anzudrehen. Flyer, die den Ebernau-Cup ankündigten. Der Cup, der ihn zum Star machen würde. Warum zur Hölle musste er dafür Flyer verteilen? Und warum musste er dieses idiotische Kostüm tragen, wenn er über ein ausgesprochen attraktives Gesicht verfügte, das bestimmt viel mehr Touris angelockt hätte? Na, zumindest Touristinnen.
»Schau mal, Annabelle«, sagte eine blondgesträhnte, braungebrannte Dame zu ihrer rosagekleideten Tochter. »Ein Biber.«
»Hamster«, brummte Marc durch das winzige Loch im Hals des Kostüms.
»Hässlicher Hamster«, sagte Annabelle und beäugte ihn misstrauisch. »Dicker Hamster.«
Selber dick, du Zwergmoppel, wollte Marc sagen. Aber er brauchte den Job. Also hielt er den beiden einen knallbunten Flyer hin. Die Frau schüttelte den Kopf, als wäre der dumme Zettel ein unanständiges Angebot und zog Annabelle weiter.
Marc schwankte weiter. In dem Kostüm bewegte er sich so schwerfällig, als wäre er morbid übergewichtig. Immer wieder drückte er Leuten Flyer in die Hand, nur, um zu sehen, wie sie sie wenige Meter weiter achtlos fallen ließen. Das Kopfsteinpflaster um ihn herum war übersät mit den Dingern.
»Ah!« Ein graumelierter Mann schrak zusammen, als Marcs pelzig-dicker Hamsterarm plötzlich in seinem Blickfeld auftauchte. »Was … Oh.«
Der Typ lachte beschämt und nahm ihm den Flyer aus der Hand. Das war das einzig Lustige an dem Job. Wenn sich jemand vor dem Horrorhamster erschreckte. Die Designer, die das mistige Maskottchen entworfen hatten, hätten die Prügelstrafe verdient gehabt. Stattdessen hatten sie einen fünfstelligen Betrag kassiert, wenn man seinem Chef glauben durfte. Super.
Marc sah seine Spiegelung im Schaufenster der Parfümerie gegenüber und unterdrückte ein Stöhnen. Ein Scheusal sah ihm entgegen: ein kugelförmiges, flauschiges Vieh mit irren Augen, einem wahnsinnigen, einzahnigen Grinsen, einem »Ebernau-Cup«-Shirt und selbstverständlich ohne Hosen. Sein Bruder Josh hatte alle Hamster-Poster, die in ihrem Viertel aushingen, mit Penissen verziert. Immerhin einmal hatte er Marc so zum Lachen gebracht.
So ein Scheiß.
»He! Hamster!«, rief eine bebrillte Frau, die ihn an seine Grundschullehrerin erinnerte. Sie winkte ihn zu ihren Freundinnen hinüber, die ihr glichen wie ein Ei dem anderen. Kurze, praktische Frisuren, Jack Wolfskin-Jacken und »fesche« bunte Riesenohrringe. Marc hätte sich am liebsten geweigert. Ging aber nicht. Er trottete zu ihnen und fand sich sofort in einer Umarmung wieder, die ihn fast zu Fall gebracht hätte.
»Los, mach ein Foto, Mechthild!«, rief die Bebrillte. Kreischen und Kichern gellten in Marcs Ohren. Zwei Frauen umarmten ihn, während die andere ein Foto machte, obwohl sie sich vor Gackern kaum halten konnte.
»Mensch, ist der aber behaart«, kreischte Mechthild und die anderen beiden knickten ein vor Lachen. Endlich ließen sie ihn los, um sich das dämliche Foto anzusehen.
»Bitte, gern geschehen«, murmelte Marc und wandte sich ab. Wie lange noch? Ach ja: dreieinhalb Stunden. Von vier. Die Zeit schlich, wenn man als Icy Joe, der lustige Snowboard-Hamster, verkleidet war.
»Netter Arsch, Hamster!«, brüllte ihm eine der Frauen hinterher. Lautes Kichern ertönte.
»Das Kompliment kann ich nicht zurückgeben«, rief er und sie waren endlich still. Hoffentlich beschwerten sie sich nicht bei Herrn Meirle.
Warum musste er diesen erniedrigenden Job machen? Warum er und nicht … Flo zum Beispiel? Der hätte sich bestimmt gefreut, wenn er sich in dem viel zu heißen Kostüm hätte verstecken können. Flo wirkte immer, als wollte er sich verstecken. Vor was auch immer. Der hatte doch alles, was er brauchte, warum schaute der trotzdem immer, als würde er gleich in Tränen ausbrechen? Na, außer, wenn er mit Marc stritt. Allerdings … Seit einem Jahr hatte Flo sich verändert. Ein wenig. Er ging aufrechter und gewann Rennen. Leider. Ob das an diesem Paul lag? Mit dem hatte Marc ihn damals gesehen. Ob …
Marc schreckte hoch. Oh! Als hätten seine Gedanken ihn herbeigerufen, schritt Flo über das Kopfsteinpflaster auf ihn zu. Wie immer hatte er den Kopf bis zur Nase in dem Schal vergraben, den er über seinem grauen Kaschmirmantel trug. Seine Wangen waren gerötet und er sah die anderen Passanten an, als befürchtete er, dass sie sich ihm böswillig in den Weg werfen würden. Aber seine Schritte waren zielstrebig. Ja, der hatte sich verändert. Die schwarzen Haare flatterten hinter ihm her, so schnell marschierte er. Dabei war die wellige Milchbubifrisur, die er trug, eigentlich zu kurz zum Flattern. Über der Schulter trug er einen dunkelblauen Rucksack.
Das war ja klar. Während Marc in seinem miesen Nebenjob litt, fuhr der feine Herr Flo in den Urlaub. Dabei war die Quali in ein paar Tagen! Ärger brodelte in Marc hoch.
»Hast du’s eilig, Muttersöhnchen?«, rief er.
Flo stolperte und konnte sich gerade noch fangen. Knapp vor Marc blieb er stehen und riss die Augen auf.
»Marc?«, fragte er ungläubig. »Warum bist du ein Hamster?«

Camp Nano Juli 2017, Tag 15

So, äh. Freitag habe ich über 8000 Wörter geschrieben, aber den Blogpost verpennt. Und am Donnerstag anscheinend auch. Außerdem kam ein Illu-Auftrag rein, der total spaßig ist, deshalb musste ich mein Wortziel auf 90.000 runterschrauben. Den Großteil der Woche werde ich nicht zum Schreiben kommen und die noch fehlenden 15.000 Wörter in den letzten drei Tag nachholen. Ich mag Herausforderungen. 🙂

Wordcount heute: 8.??? Wörter
Wordcount  insgesamt (Marc + Kurzgeschichten): 75.534 Wörter

Lieblingsstelle fällt aus wegen Spoilerigkeit

Camp Nano Juli 2017, Tag 12

Die Handlung nähert sich mit rasanten Schritten dem Ende und es wird wunderbar kitschig. Ich schätze, morgen bin ich durch. Dann muss ich endgültig entscheiden, ob ich mit Shirley oder einer gewissen Kurzgeschichtenserie weitermache. Mal schauen …

Wordcount heute: 5.769 Wörter
Wordcount »Marc« (Arbeitstitel) insgesamt: 58.579 Wörter

Lieblingsstelle heute:
Er räusperte sich, aber ein freudiges Zittern rann durch Flos Leib und das bisschen Schmalz war ihm nicht länger peinlich. Mit ein wenig Schmalz konnte er gut leben, wenn es Flo glücklich machte.
»Du kannst mich nennen, wie du willst«, hauchte Flo in sein Ohr. »Aber wolltest du mich nicht küssen?«

Camp Nano Juli 2017, Tag 11

Heute kam ich erst nachmittags nach drei zum Schreiben und entsprechend fällt der Wordcount aus. Mal schauen, ob ich das morgen aufhole oder entspannt über die Woche verteilt.

Wordcount heute: 2.599 Wörter
Wordcount »Marc« (Arbeitstitel) insgesamt: 52.810 Wörter

Lieblingsstelle heute:
Sein ganzer Körper vibrierte vor Glück. Ja, als er die behandschuhten Hände hob, sah er, dass sie tatsächlich zitterten.
»Fuck«, sagte er, nicht zu laut, falls doch jemand in der Nähe war. »Fuck, ich … bin verliebt.«

Camp Nano Juli 2017, Tag 10

Heute lief es eher zäh, vor allem, weil ich geistig schon im Wochenende war. Oder, weil ich die deprimierenden Wörter von gestern nicht verbessern wollte. Ich musste meinen schönen Wort-Puffer aufbrauchen, aber immerhin bin ich noch im Zeitplan. Und jetzt heißt es: ausruhen. Nächste Woche wird’s erstmal romantisch. 🙂

Wordcount heute: 3.837 Wörter
Wordcount »Marc« (Arbeitstitel) insgesamt: 50.213 Wörter

Lieblingsstelle heute:
»Ich hab dir gesagt, dass du dich nicht entschuldigen sollst.« Marcs Stimme war sanft. »Nie mehr, okay?«
»Okay.« Flo blieb unschlüssig stehen, nur wenige Meter von Marc entfernt. »Kann ich mich zu dir setzen?«
Marc nickte knapp. Sein Gesicht war unbewegt. Aber dahinter konnte sich alles Mögliche verbergen, wie Flo nun wusste. Zärtlichkeit, Angst, Verletzung. Er hätte nicht gedacht, dass er ein Mensch wäre, der andere verletzen könnte.
Da habe ich mich wohl wieder unterschätzt, dachte er traurig.

Camp Nano Juli 2017, Tag 9

Ein brutaler Tag. Alle weinen. Also alle im Buch. Ich weiß nicht mal, ob ich eine Lieblingsstelle habe, das ist alles so depri … Jupp, das ist der gute, alte Belly of the whale, von dem mein Schreiblehrer immer gesprochen hat. 🙁

Wordcount heute: 5.239 Wörter
Wordcount »Marc« (Arbeitstitel) insgesamt: 46.376 Wörter

Lieblingsstelle heute:
»Mach’s gut«, murmelte Flo, sobald ihre Füße sicher auf dem Bahnsteig standen. »Und es tut …«
»Flo, wenn du dich noch einmal entschuldigst, reiß ich dir den Kopf ab.« Marc sah ihn böse an. »Ich scheiß auf dein Mitleid.«
»Aber das ist kein …«
Marc hörte den Rest nicht, weil er sich umdrehte und davonmarschierte.

(Haha, das reinste Lachfest)

Camp Nano Juli 2017, Tag 8

Obwohl ich heute viel rumgetrödelt habe, habe ich mein Wortziel erreicht. Zur Zeit habe ich sogar 1000 Wörter Vorsprung! 🙂 Die Story bewegt sich schon auf das dramatische Finale zu und ich hoffe, dass ich alles ordentlich vorbereitet habe.

Wordcount heute: 5.534 Wörter
Wordcount »Marc« (Arbeitstitel) insgesamt: 41.137 Wörter

Lieblingsstelle heute:
»Na endlich«, murrte Paul. »Hast du dich beruhigt?«
»Was?« Flo stolperte. »Äh, ja. Ja, hab ich. Ich …«
»Was ist los, Flöhchen? Du klingst, als wärst du total durch den Wind.«
»Ich musste nur kurz von den anderen weg«, flüsterte er, obwohl er nun wirklich weit genug entfernt war. Verzweifelt versuchte er, sich zu sammeln. »Sorry. Warum rufst du an?«
»Na, wegen der Sache mit dem Foto.« Paul räusperte sich. »Vielleicht war es ein wenig hart. Ich meine, ich habe nichts Schlimmeres getan als er, aber allein auf das Level dieses Proleten zu sinken … Ich hätte mehr Selbstrespekt haben sollen.«

Camp Nano Juli 2017, Tag 7

Ups, ich habe gestern vergessen, zu berichten. Dafür habe ich viel geschrieben und bin wieder im grünen Bereich. Und wenn alles so läuft, wie ich es mit vorstelle (Was es selbstverständlich immer tut), bleibt das ab jetzt auch so. 🙂 Hier die Nachtrags-Zahlen:

Wordcount heute: 5.564 Wörter
Wordcount »Marc« (Arbeitstitel) insgesamt: 35.603 Wörter

Lieblingsstelle heute:
Flo fuhr anders als die meisten. Er schien viel weniger Körperspannung zu haben und seine Bewegungen hatten etwas Tänzerisches. Elegant und träge wie eine Katze glitt er über den Kicker und flog durch die Luft, immer viel weiter als man es erwartete. Irgendwo in seinem geschmeidigen Körper bündelte er die Energie, nur um sie im richtigen Moment loszulassen. Dunkle Strähnen lösten sich aus seiner Mütze. Sie flatterten um seinen Kopf herum, seine Wangen röteten sich und seine Augen schienen von innen her zu leuchten. Marc hätte ihn ewig anschauen können.